Von einem der schwersten Tage für Israel seit Beginn des Krieges, berichtet Ministerpräsident Benjamin Netanyahu in den sozialen Netzwerken. Am Montag waren im Süden des Küstenstreifens zunächst auf einen Schlag 21 der israelischen Soldaten getötet worden.

Die Männer hatten die Sprengung eines Gebäudes vorbereitet, als sie von feindlichen Terror-Kämpfern mit Panzerfäusten beschossen wurden. Dabei wurde das mit Sprengstoff versehene Gebäude über den Soldaten zum Einsturz gebracht. Der Beschuss dürfte zur Detonation der Minen geführt haben, die von den Soldaten in dem Bau untergebracht worden waren, vermutete der Armeesprecher Daniel Hagari.

Große Trauer über 24 getötete Soldaten an einem Tag

Israel gibt sich kämpferisch

Am selben Tag starben zudem drei weitere israelische Militärangehörige bei Kämpfen im weiter südlich gelegen Khan Yunis. In Summe verlor Israel damit an einem einzigen Tag 24 Soldaten in Gaza. Das ist der bisher verlustreichste Tag seit Beginn der Bodenoffensive, bei der insgesamt 219 israelische Armeeangehörige gefallen sind. Israel gibt sich aber kämpferisch: „Der Tod der Soldaten zwingt uns, unsere Kampfziele zu erreichen“, sagte Verteidigungsminister Yoav Gallant. Bei Bombardements im Rahmen der Offensive im südlichen Khan Yunis wurden Dutzende Hamas-Kämpfer getötet.

Geisel hofft, nicht schwanger zu sein

Von schwerer sexueller Gewalt berichteten am Dienstag unterdessen zwei aus der Geiselhaft der Hamas befreite israelische Frauen vor einem Parlamentsausschuss. „Ich war 51 Tage dort und es gab keinen Moment, in dem wir nicht Misshandlungen aller Art ausgesetzt waren“, sagte Aviva Siegel (62). Sie war bei dem Großangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober aus ihrem Haus im Kibbuz Kfar Aza entführt worden. Die Hamas-Terroristen hätten sowohl Männer als auch Frauen wie Marionetten behandelt, „mit denen sie machen können, was sie wollen“.

Israel kurz vor Beginn der Bodenoffensive: Soldaten tragen die Särge während der Beerdigung der fünfköpfigen Familie Kutz, die während des Massakers am 7. Oktober getötet wurden.Amir Levy/Getty Images

Die ebenfalls freigelassene Geisel Chen Goldstein-Almog (48) sagte, bei einigen mitgefangenen Frauen sei die Periode ausgeblieben, was möglicherweise mit den „schwierigen Bedingungen in der Gefangenschaft“ zusammenhängt. Und: Sie hoffe, nicht schwanger zu sein. Beide Frauen waren während einer siebentägigen humanitären Feuerpause im November freigelassen worden. Nach wie vor sollen 14 weibliche Geiseln in der Gewalt der Hamas sein.

Viele Israelis warten noch immer auf die Freilassung ihrer Angehörigen im Gazastreifen.APA/AFP/AHMAD GHARABLI

Vater suchte nach Schädel seines toten Sohnes

Am 7. Oktober waren hunderte Anhänger der Hamas und weiterer palästinensischer Terrorgruppen in israelische Orte eingedrungen, und verübten beispiellose Massaker an Zivilisten. Nach und nach werden immer mehr grausame Details bekannt. Unter den etwa 1140 getöteten Menschen war auch der junge Soldat Adir Tahar (19). Sein Vater David konnte ihn erst nach mehr als zwei Monaten vollständig begraben. Die Terrorkämpfer der Hamas hatten den Schädel des getöteten Soldaten mitgenommen und versucht, ihn zu verkaufen.

Gegenüber dem israelischen Fernsehsender „Channel 14“ berichtet David Taher: „Sie feuerten eine Rakete und danach drei Raketen auf ihn“. Anschließend enthaupteten die Terroristen den jungen Mann und nahmen seinen Kopf mit nach Gaza. Zurück blieb nur sein mit Granatsplittern übersäter Körper, wie der Vater berichtet.

10.000 Dollar für einen Soldatenkopf …

Wochenlang versuchte David Tahar über Zeugen und Videos herauszufinden, wohin die Terroristen den Kopf seines Sohnes verschleppt hatten. Schließlich stieß der Inlandsgeheimdienst Shin Bet beim Verhör auf einen Hamas-Terroristen, der versucht hatte, den Kopf zu verkaufen. „Ein Soldatenkopf für 10.000 Dollar. Das ist wahnsinnig barbarisch“, sagt David Tahar in dem TV-Interview.

Eine Elite-Einheit drang daraufhin gemeinsam mit dem Militär in das Zentrum von Gaza-Stadt ein. In der Gefriertruhe eines Eisgeschäfts entdeckten die Soldaten Adirs Kopf. Er lag in einer Sporttasche gemeinsam mit zwei Tennisbällen und ein paar Dokumenten. „Sie brachten zurück, was nach zweieinhalb Monaten von dem Schädel noch übrig war. Er wurde dort vermutlich auch missbraucht“, erzählt David Tahar. Doch anhand der Zähne ließ er sich eindeutig identifizieren. Sein Vater ist dennoch froh, ihn endlich vollständig beerdigt zu haben: „Es ist in meinen Augen ein offensichtliches Wunder, dass ich seinem Geist und seinem Körper Ruhe geben kann.“