Söldner-General Jewgeni Prigoschin befinde sich bereits in einem anderen Land – „lebendig, wohlauf und frei, nachdem ein Doppelgänger bei einem Flugzeugabsturz getötet wurde“. Das behauptet der russische Analyst Dr. Waleri Solowei. Daran ändere auch eine von Russland veranstaltete Beerdigung nicht, an der Wladimir Putin nicht teilnimmt.

Im Internet sorgt die Verschwörungstheorie für Spott. Eine Collage mit Prigoschins möglichen Verkleidungen kursiert bereits.X

Prigoschin soll Putins Attentatsplan vereitelte haben

Dass Prigoschin selbst seine Tötung inszeniert und vorgetäuscht habe, behauptet Solowei allerdings nicht. Seine erstaunliche Erklärung: Der Söldner-Boss habe vielmehr das von Putin genehmigte und vom Sicherheitsrat ausgearbeitete Attentat vereitelt. Nun bereite er sich im Exil auf seine Rache vor. Noch heuer werde der Wagner-Boss in Erscheinung treten.

Ein vom russischen Ermittlungskomitee am 23. August 2023 veröffentlichtes Handout-Foto zeigt Rettungskräfte bei der Arbeit an der Absturzstelle.APA/AFP/RUSSIAN INVESTIGATIVE COMMITEE/Handout

Waleri Solowei, der früher Professor am renommierten Moskauer Institut für Internationale Beziehungen war, einer Ausbildungsstätte für Spione und Diplomaten, wirft den russischen Behörden vor, über den Fund von Prigoschins DNA an der Absturzstelle in der Region Twer gelogen zu haben. Vielmehr wisse Putin aufgrund der Leiche des Doppelgängers, dass der Versuch, den Wagner-Boss zu töten, gescheitert war.

Trauer in Moskau: Eine Frau stellt eine Kerze zur Gedenkstätte für den verstorbenen Chef der paramilitärischen Gruppe Wagner.APA/AFP/NATALIA KOLESNIKOVA

Wagner-Boss werde erst im kommenden Jahr in Erscheinung treten

Im Gegensatz zum US-Geheimdienst, demzufolge das Flugzeug durch eine Explosion an Bord zerstört wurde, behauptete der russische Politologe: „Das Flugzeug, in dem Jewgeni Prigoschin fliegen sollte, wurde von einem russischen Luftverteidigungssystem abgeschossen.“ Im Flieger selbst habe es keine Explosion gegeben.

Dr. Solowei kündigte an: Er werde Prigoschins angebliches Exilland zu Beginn des kommenden Monats bekannt geben. Der in Wahrheit noch lebende Wagner-Boss selbst werde aber bis Ende dieses Jahres nicht öffentlich in Erscheinung treten. Sicher seit: Er wolle sich rächen.

Ein Blick auf das Grab des Chefs der privaten Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin. Er wurde auf dem Friedhof Porochowskoje in Sankt Petersburg am 30. August 2023 beerdigt.APA/AFP/Olga MALTSEVA

Theorie wird nicht ernst genommen

Dass Prigoschin seinen Tod inszeniert haben könnte, ist eine nicht völlig abwegige Verschwörungstheorie. Immerhin musste der Söldner-Boss ja spätestens nach seiner abgebrochenen Meuterei vor zwei Monaten – näher besehen eigentlich schon früher – damit rechnen, womöglich keines natürlichen Todes zu sterben.

Die jüngste Enthüllungsgeschichte eines ehemaligen Universitätsprofessors in Russland klingt nichtsdestotrotz aberwitzig. Sie befindet sich in Widerspruch zu mehreren Erkenntnissen westlicher wie russischer Behörden und Geheimdienste. Im Netz sorgt die Theorie bereits für Spott und Gelächter.