20.000 von 123.000 gelieferten Packungen Paxlovid sind in Österreich verschwunden (der eXXpress berichtete), in Deutschland sollen noch viel mehr Einheiten dieses wirksamen, aber teuren Corona-Medikaments nicht mehr auffindbar sein, berichtet jetzt die Tagesschau der ARD: Der Justiziar des deutschen Gesundheitsministeriums formulierte Anzeigen gegen mehrere Apotheken mit Großbestellungen. Der Verdacht: Sie könnten die Medikamente illegal weiterverkauft haben. Das Ministerium schickte bundesweit an 25 Staatsanwaltschaften Strafanzeigen gegen Apotheker. In den meisten dieser Fälle laufen die Ermittlungsverfahren noch.

In Bayern hat die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Korruption im Gesundheitswesen vor drei Wochen mit Hilfe von 60 Polizisten verschiedene Apotheken in Oberbayern, Mittelfranken, Oberfranken und in der Oberpfalz durchsucht. Die Beschuldigten sollen “Paxlovid unter Missachtung der Vorgaben des BMG verkauft und dadurch unterschlagen haben”, erklärte Oberstaatsanwalt Matthias Held.

In Berlin hat die Staatsanwaltschaft sechs Apotheken durchsucht. Eine soll 1400 Packungen Paxlovid bestellt haben, eine andere mehr als 1800 Packungen. Aus Ermittlerkreisen ist zu hören, dass man noch keine Spur habe, wo die Medikamente am Ende gelandet seien. Der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft schätzt den möglichen Schaden in der Hauptstadt auf drei Millionen Euro. Mit Anklagen wird in den Berliner Fällen noch im ersten Quartal dieses Jahres gerechnet.

In Frankfurt am Main soll eine Apotheke in der Innenstadt fast 10.000 Packungen Paxlovid bestellt haben. Die Ermittlungen in Frankfurt dauern noch an, “ein Verfahrensabschluss ist noch nicht in Sicht”, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.

Das Verschwinden von tausenden Paxlovid-Packungen war ein ein großes Thema in Österreich - Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) kritisierte dafür die Apotheker-Kammer.

Statt 615 Euro kostet Packung Paxlovid ab sofort 1149 Euro

Bis zum Jahreswechsel hat das Bundesamt für Soziale Sicherung mehr als 18 Millionen Euro bezahlt. Daraus lässt sich abschätzen, dass etwa 300.000 Packungen abgegeben worden sein könnten. Das Gesundheitsministerium kommentiert die Schätzung nicht. Das BAS antwortet, dass aus seiner Sicht eine “genaue Schätzung” nicht möglich ist

Seit heute, Montag, startet der US-Pharmakonzern Pfizer mit dem Direktvertrieb von Paxlovid in Deutschland. Künftig bezahlt also nicht mehr die Bundesregierung das Medikament, sondern die Krankenkassen – die dafür nun aber deutlich mehr ausgeben müssen. Nach Angaben des AOK-Bundesverbands kostet das Medikament künftig im Apothekenverkauf 1149,19 Euro pro Packung.

Nach Angaben von Pfizer-Sprecherin Carolin Crocket “spiegelt der Preis das Ergebnis der Erstattungsbetragsverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband wider” und “basiert auf dem beträchtlichen Zusatznutzen”, den auch Ärzte- und Kassenvertreter im “Gemeinsamen Bundesausschuss” anerkannt hätten.

Das österreichische Gesundheitsministerium hat bisher keine Anzeige erstattet.

Hilft Patienten bei Corona-Erkrankungen: das Medikament Paxlovid.