Der frühere Kardinal Joseph Ratzinger aus dem bayerischen Marktl am Inn war keinesfalls arm wie eine Kirchenmaus. Wie alle Bischöfe der katholischen Kirche, hat der zu Silvester im Alter von 95  Jahren verstorbene emeritierte Papst fürstlich verdient. Darüber hinaus besaß Ratzinger Immobilien in Regensburg, wo er lange als Dogmatik-Professor an der Theologischen Hochschule lehrte.  Eine paar Hunderttausend Euro kamen dann noch in den 1990-er Jahren dazu, als zwei weitschichtige Verwandte aus dem bayerischen Passau ihr Vermögen dem berühmten Kirchenmann vermachten. Es löste damals gewisse Irritationen aus, dass Benedikt dieses Erbe annahm.

Mit seinem eigenen Vermächtnis sieht es jetzt ganz anders aus. Zuletzt hat es eine Cousine Ratzingers bei Gericht abgelehnt, dessen Vermögen anzunehmen. Allerdings gibt es einige weitere Kandidaten. Sogar der berühmte Ex-Fußball-Weltmeister und Bayern-Star Paul Breitner war mit Benedikt verwandt.

Rechtsnachfolger von Benedikt drohen hohe Geldforderungen

Das gebremste Interesse an der Hinterlassenschaft dürfte durchaus einen ernsten Hintergrund haben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass auf den wirtschaftlichen Rechtsnachfolger Ratzingers unangenehme Geldforderungen zukommen könnten.  Benedikt war einer von vier Beschuldigten in einem Zivilprozess am Landgericht Traunstein. Dort klagt ein ehemaliges Missbrauchsopfer der katholischen Kirche um Schadenersatz für erlittenes Leiden durch einen Priester. Ratzinger war als Münchner Erzbischof der Vorgesetzte des mutmaßlichen Kinderschänders, soll diesen sogar gedeckt und in Kenntnis der Vorwürfe weiter als Seelsorger im Amt belassen haben.

Dem Kläger werden durchaus hohe Chancen für einen erfolgreichen Prozess-Ausgang eingeräumt. Das Verfahren gegen Benedikt wurde abgetrennt, weil die Frage nach dem Erben und damit des Rechtsnachfolgers noch ungeklärt ist.