Um Wahlen für sich zu Gewinnen wenden Politiker und ihre Berater gerne kalkulierte Strategien an, um an die Spitze zu gelangen. Vor allem in Ländern wo demokratische Prinzipien gerne umgangen werden, entstehen die originellsten und kreativsten Herangehensweisen, um das wählende Volk zu verwirren. In Russland ist der Russische Oppositionspolitiker Boris Vishnevsky, ein hochrangiges Mitglied der liberalen Jabloko-Partei in St. Petersburg vor den Kommunalwahlen Ende dieses Monats mit einer bizarren Vorgehensweise konfrontiert: Er kämpft gegen zwei Doppelgänger an, die sowohl ihr Aussehen als auch ihren Namen veränderten.

Dabei handelt es sich um keinen Einzelfall in der Politik Russlands. Sogenannte „Spoilerkandidaten“ mit identischen Namen auf die Wahlliste zu setzen sei bereits eine erprobte Methode um die Wählerschaft zu verwirren, die Stimmen zu teilen und einem anderen Kandidaten den Sieg zu verschaffen, schreibt „The Guardian“. 

Die Gegner kopierten sowohl Namen als auch Erscheinung

Die Besonderheit der aktuellen Imitationsaktion besteht darin, dass nicht nur der Name auf legale Weise verändert wurde – die drei Kanditadetn sehen sich auch optisch zum Verwechseln ähnlich. Der „echte“ Vishnevsky weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass sich seine Gegner für die Fotos Bärte und Schnurrbärte wachsen gelassen haben, möglicherweise Photoshop-Bilder bei der Wahlkommission eingereicht haben sollen; einer hat sich den Kopf rasiert oder seinen Haaransatz digital verändert.

Wahrscheinlich ging es um Geld

Bei den Nachahmern handelt es sich einerseits um Viktor Bykov, der zuvor noch ganz anders ausgesehen und seinen Namen erst am 3. Juli geändert habe und der ehemalige Alexei Schmelev, der als Verkaufsleiter bei einem Unternehmen in St. Petersburg tätig war. Vishnevsky sagte, er kenne die Beweggründe der Männer, gegen ihn anzutreten, nicht, sagte jedoch: “Ich glaube nicht, dass sie zugestimmt haben, sich kostenlos so in Verlegenheit zu bringen.”