EU-Justizkommissar Didier Reynders jubelte über das Urteil. „Heute ist ein wichtiger Tag zur Wiederherstellung einer unabhängigen Justiz in Polen“, erklärte er. Reynders bezog sich auf das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH). Laut diesem wird in Polen kein Zugang zu unabhängigen und unparteiischen Gerichten gewährleistet.

Hintergrund ist eine Klage von EU-Chefin Ursula von der Leyen und ihrer EU-Kommission aus dem Jahr 2021. Gemäß dieser verstößt das polnische Justizsystem in mehreren Punkten gegen EU-Recht. Die Kommission ist als “Hüterin der EU-Verträge” dafür zuständig, zu überwachen, dass die Staaten sich an EU-Recht halten. Im aktuellen Streit ging es unter anderem um ein Gesetz zur Disziplinierung von Richtern.

Polens Premier Mateusz Morawiecki zeigt für das EuGH-Urteil UnverständnisQuelle: Reuters

Milliardenschwere EU-Gelder wie gegenüber Orban zurückgehalten

Polens nationalkonservative Regierung von Mateusz Morawiecki baut seit Jahren das Justizwesen um – ungeachtet der Einwände der EU. Von der Leyen und die EU-Kommission klagten mehrfach gegen die umstrittenen Reformen.

Auch hielt die Kommission mehrere Milliarden Euro aus dem Corona-Aufbaufonds für Polen zurück, weil sie Zweifel am polnischen Justizsystem hat. Dasselbe tat sie übrigens auch gegenüber Ungarn und dem dortigen Premier Viktor Orban.

Auf das EuGH-Urteil kam aus Ungarn erwartungsgemäß Kritik. „Das Urteil wurde nicht von Richtern geschrieben, sondern von Politikern. Es ist ein klarer Verstoß gegen die europäischen Verträge, ein Übergriff des EuGH in Kompetenzen, die er nicht hat“, polterte der polnische Justizminister Zbigniew Ziobro.