Die Polizei in der Steiermark leitete bereits im Oktober 2020 Ermittlungen ein. Dabei gelangen mehrere Hinweise bei der Polizei ein, wonach mit Hilfe von Minikameras und Minikopfhörern theoretische Führerscheinprüfungen manipuliert worden sind. In der Folge legte die LPD Steiermark höchstes Augenmerk auf derartige Manipulationsversuche. Tatsächlich konnten zwei Personen bei einer dieser Prüfungen ermittelt werden. Diese waren mit Minikameras (verbaut in kleinen Hemdknöpfen), mit Mobiltelefonen zur Bildübertragung, mobilen W-Lan-Routern, Power Banks sowie mit Mobiltelefonen für den Empfang der Audioübertragung und In-Ear-Kopfhörern ausgestattet.

Die Führerscheinprüflinge klebten das IT-Equipment teilweise mit Klebestreifen an den Körper. Über ein Jahr lang führten Beamte der Polizeiinspektion Graz-Karlauerstraße akribische Ermittlungsarbeiten durch. Offenbar wurden Fotos der Prüfungsfragen an eine fremde Person weitergeleitet, welche die richtigen Antworten per Audioübertragung rückübermittelte.  Die richtigen Antworten mussten von den Prüflingen, welche oftmals der deutschen Sprache nur eingeschränkt mächtig waren, lediglich per Tastatur in das Prüfungsprogramm eingegeben werden.

IT-Equipment in Wohnung des Paares sichergestellt

Doch das war noch lange nicht alles. Auch ein Paar im Alter von 26 Jahren konnte ausgeforscht werden. Das Paar steht im Verdacht, in zahlreichen Fällen die richtigen Antworten eingesagt zu haben. In der Wohnung wurde umfangreiches IT-Equiment sichergestellt. Das Paar zeigte sich bei der Einvernahme geständig. Auch andere Hintermänner, die als “Einsager” fungierten konnten ausgeforscht werden. Einem der Hauptverdächtigen und seinen Komplizen konnte aufgrund von gesicherten Fotos von Führerscheinprüfungen auf einem sichergestellten Mobiltelefon insgesamt 35 gleich gelagerte Manipulationen von Führerscheinprüfungen nachgewiesen werden.

Ein Syrer (34) aus Wien, der Hauptverdächtige befindet sich bereits in Haft. Meist wurde für die Bereitstellung des Equipments ein Betrag von 2000 Euro verlangt. Insgesamt wird in 68 Fällen solcher Manipulationen der Führerscheinprüfung mit 90 Beschuldigten ermittelt.  Die Aberkennung der Führerscheinergebnisse beziehungsweise den Entzug der Lenkberechtigungen der beschuldigten Führerscheinwerber wurden bei den jeweiligen Führerscheinbehörden in die Wege geleitet.