Um 21.00 Uhr fordert Eintracht Frankfurt in Sevilla im Europa-League-Finale Glasgow Rangers. Wegen Störung der öffentlichen Ordnung wurden bereits vor dem Spiel fünf Anhänger von Eintracht Frankfurt festgenommen. Laut Angaben der Polizei waren sie Teil jener Gruppe von 200 Deutschen Anhängern, die schottische Fans attackiert haben sollen. Der Vorfall ereignete sich in der Nacht auf Mittwoch nahe der Kathedrale im Zentrum der Stadt. Die deutschen Fans sollen die Beamten mit Leuchtraketen, Tischen und Flaschen beworfen haben.

Kurz vor diesen ersten Ausschreitungen warnte der zuständige Polizeichef Juan Carlos Castro am Dienstag vor “ernsten Problemen.” 150.000 Fans, 100.000 Schottland-Rangers und 50.000 aus Deutschland würden erwartet. “Das ist ungeheuerlich”, meinte Castro. “Das sind zu viele Menschen mit zu viel Alkohol, die meisten ohne Eintrittskarte für das Spiel.” Für das Finale wurden 5.500 Sicherheitskräfte abgestellt. Jeder Club erhielt für das Finale ein Kontingent von jeweils 10.000 Karten.

Doch auch Glasgow-Fans sollen Medienberichten zufolge Ärger auf dem Flug nach Sevilla gemacht haben. So sollen sich Rangers-Fans im Flieger am Getränketrolley bedient haben, die Flugbegleiterinnen beschimpft und auf der Toilette geraucht haben. Sie wurden anschließend rausgeworfen.

Höhepunkt einer unglaublichen Reise

Eintracht Frankfurt möchte jedenfalls eine sensationelle Europa-Cup Saison mit dem Gewinn der Europa League krönen. Oliver Glasner könnte der erste österreichische Trainer seit Ernst Happel 1983 sein, der im Europapokal triumphiert. Doch Glasner möchte sich selbst nicht in den Mittelpunkt stellen: “Die Spieler sind die Protagonisten, die meine Hirngespinste auf dem Platz umsetzen müssen”, stellte Glasner die Mannschaft in den Mittelpunkt. “Ich genieße es, mit diesen Jungs und diesem Verein das Finale zu bestreiten, mit der ganzen Euphorie, die wir ausgelöst haben.”

Für beide Vereine ist es der Höhepunkt einer unglaublichen Reise. 2016 verhinderte Eintracht Frankfurt in der Relegation gegen Nürnberg den Bundesliga-Abstieg. Die Rangers spielten vor zehn Jahren sogar in der 4. Liga. Mit der Insolvenz 2012 und dem damit verbundenen Zwangsabstieg erlebte der 55-fache schottische Meister seinen größten Tiefpunkt. “Ich bin sehr stolz auf das, was wir erreicht haben. Es fühlt sich außergewöhnlich gut an”, sagte Trainer Giovanni van Bronckhorst, der im vergangenen Herbst auf Steven Gerrard folgte.

Frankfurt ohne Hinteregger

Ausgerechnet im größten Spiel der Vereinsgeschichte von Eintracht Frankfurt fehlt Martin Hinteregger. Auch ohne den ÖFB-Teamverteidiger soll das Rezept jedoch nicht umgeschrieben werden. Es geht darum, unseren Spirit auf den Platz zu bekommen, mit aller Begeisterung und Leidenschaft. Ich möchte Eintracht-Frankfurt-Fußball sehen, so wie gegen West Ham United und Barcelona”, sagte Glasner. “Wenn uns das gelingt, bin ich zuversichtlich, dass es einen positiven Ausgang geben wird.”

An Selbstvertrauen wird es beiden Mannschaften jedenfalls nicht mangeln. Mit Siegen gegen Betis Sevilla und den FC Barcelona, zuletzt auch gegen West Ham, wurde Frankfurt in Europa zur “Weißen Bestie”. Die Rangers andererseits haben Borussia Dortmund, Roter Stern Belgrad, Braga und RB Leipzig “völlig verdient eliminiert”, wie Glasner meinte. Vor allem Leipzig habe er “noch nie in solchem Trouble gesehen wie in der ersten Halbzeit bei den Rangers”.

Der schottische Vizemeister (hinter Celtic) wird von ähnlichen Tugenden getragen wie Glasners Frankfurter. Der Verein zeichnet sich ebenfalls durch mannschaftliche Geschlossenheit, Kampfgeist und Heimstärke aus. Ganz große Stars fehlen, mit James Tavernier führt ein Außenverteidiger mit sieben Toren die Schützenliste der Europa League an.