Am Dienstag stellte die Volkswagen-Gruppe ihre neue Konzernstrategie unter dem Titel “New Auto” vor. Kernthemen des Konzepts sind – wenig überraschend – Digitalisierung und Dienstleistungen. Der größte Autohersteller Europas hat für die nächsten Jahre schon zweistellige Milliardeninvestitionen zum Ausbau der Palette an E- und Hybridmodellen sowie einer eigenen Batteriezellfertigung eingeplant. Aber auch die Vernetzung der Fahrzeuge mit eigener Software und die Entwicklung neuer Service-Angebote rund um die Mobilität sind Schlüsselthemen für Volkswagen.

Ein Masterplan à la Diess

Die Gesamtausrichtung – sie soll Deutschlands größtes Unternehmen bis 2030 prägen – trägt die Handschrift von Vorstandschef Herbert Diess (62). Dessen zunächst bis zum Frühjahr 2023 geltender Vertrag wurde gerade durch einen neuen ersetzt, der nun bis zum Oktober 2025 laufen soll. Bereits bekannt ist, dass VW beispielsweise viel zusätzliches Geld in ein neues Entwicklungszentrum an seinem Stammsitz stecken will. Für den “Campus Sandkamp” in Wolfsburg könnten rund 800 Millionen Euro veranschlagt werden, hieß es in einem Schreiben an die Belegschaft.

Eine weitere Stärkung der Forschungs- und Entwicklungskapazitäten ist mit Blick auf gleich mehrere Großvorhaben wichtig. Dazu gehören der Aufbau von Softwarekompetenzen, das ab 2026 geplante E-Volumenmodell “Trinity” in Wolfsburg, der ab 2025 von Audi, Porsche und Bentley verantwortete “Tesla-Fighter” in Hannover oder das Projekt “Artemis”, bei dem ein übergreifendes Bordnetz für Autos des Konzerns entwickelt wird.

"Klarer Fahrplan" für personelle Umwälzungen und Employer Branding

Der neue Fahrplan à la Diess ist offenbar auch im Sinne des VW-Betriebsrats, der nicht immer einer Meinung mit dem VW-Chef war. Doch das soll mit dem zukunftsweisenden Konzept nun endgültig der Vergangenheit angehören, denn die ersten Eckpunkte der neuen Technikstrategie von VW bedeuten gleichermaßen auch mehr Verbindlichkeit wenn es darum geht, personelle Umwälzungen zu steuern. Der Change-Prozess und die Neuausrichtung hin zu alternativen Antrieben und immer mehr Vernetzung bringen ganz neue Anforderungen an die Beschäftigten mit sich: Das bedeutet auch, dass viele Jobs aus der Zeit des “klassischen Autobaus” nach und nach verschwinden dürften.

Ebenso enthalten in dem neuen, klaren Fahrplan ist ein Modernisierungsfonds, aus dem binnen fünf Jahren 125 Millionen Euro in die Standorte der VW AG fließen sollen. Und das vorrangige Ziel dieses Fonds ist klar: Hier geht es um den in den letzten Jahren immer wichtiger werdenden Begriff des “Employer Branding”, sprich darum, dass Volkswagen seine eigene Attraktivität als Arbeitgeber steigern kann.

"Klarer Fahrplan" für bevorstehende Veränderungen

Der neue Diess’sche Masterplan gilt für die gesamte Volkswagen-Gruppe. Bereits im Frühjahr hatte die Kernmarke des VW-Konzerns, Volkswagen Pkw, für sich eine neue Unternehmensstrategie unter dem Namen “Accelerate” vorgelegt.Die VW-Eigenstrategie umfasst einen rascheren Hochlauf weiterer E-Modelle zur CO2-Minderung, die Einführung von Abo-Diensten und Vorbereitungen fürs autonome Fahren.

Nach einem sehr gebeutelten Jahr 2020 konnte sich der Gesamtkonzern im zurückliegenden ersten Halbjahr 2021 vom heftigen, pandemiebedingten Einbruch erholen und (trotz Betriebspausen) einen Betriebsgewinn von rund elf Milliarden Euro erwirtschaften und liegt damit schon jetzt über dem Wert des gesamten Vorjahres. Am 29. Juli gibt VW die vollständigen Geschäftszahlen zum ersten Halbjahr 2021 bekannt.