Friedrich Pürner ist kein Spinner, kein Leugner, kein Verschwörungstheoretiker. Doch als früherer Chef des staatlichen Gesundheitsamtes von Aichach in Bayern ist der Mann vom Fach. Seine Stimme als entschiedener Gegner der verordneten Corona-Maßnahmen hatte Gewicht, seinem Dienstgeber aber war er ein Dorn im Auge. Pürner, der beispielsweise das Tragen von Alltagsmasken als falsch kritisierte, verlor seinen Posten, wurde in eine andere Abteilung versetzt. Oder “strafversetzt”, wie er es nannte.

Die reine Orientierung an Inzidenz-Zahlen ohne Betrachtung der tatsächlichen Erkrankung eines positiv Getesteten hält er bis heute für falsch. Besonders die Situation junger Menschen in den Pandemie-Jahren kritisierte der Arzt. „Die Kinder waren verängstigt, Masken mussten wie ein Symbol getragen werden“, so Pürner. Der Druck auf Kinder sei falsch gewesen. Pürner beklagt den damaligen Grundtenor. „Narrativ: Wenn du dich nicht impfst, dann sterben Oma und Opa.“

Solidaritäts-Demo für Dr. Pürner

„Die Eingrenzung des Meinungskorridors war brutal.“ Der Mediziner beklagt, in eine politische Ecke gedrängt worden zu sein. So wurde ihm angekreidet, dass sich Teilnehmer einer „Querdenken“-Demo sich mit ihm solidarisiert hatten. Pürner selbst hatte an dem Protest aber gar nicht teilgenommen. Man solle sich mit Argumenten befassen, nicht mit dem Absender. „Was kann ich dafür, wenn irgendjemand auf irgendeiner Veranstaltung ein Schild hebt und sagt: Dr. Pürner ist cool. Dann ist es so. Was soll ich denn tun?“, zitiert die “Welt” den Mediziner.

Offenbar findet auch Sahra Wagenknecht, selbst eine Impf-Skeptikerin, Friedrich Pürner ziemlich cool. Sie überzeigte den Arzt davon, für ihre neue Partei “Bündnis Sarah Wagenknecht” (BSW) zum Europaparlament zu kandidieren. Pürner soll auf Platz 6 der BSW-Liste antreten.

BSW-Wahlprogramm: Kritik an "Autoritarismus" in Corona-Politik

Das BSW kritisiert in seinem Europawahlprogramm einen „neuen politischen Autoritarismus in der Corona-Krise“. Freiheitsrechte seien „durch einen übergriffigen Staat willkürlich eingeschränkt“, Menschen wegen ihrer Impfentscheidung „aus dem gesamten öffentlichen Leben ausgeschlossen“ worden. Die erst im Jänner gegründete Partei hat den ehemaligen Politiker Fabio De Masi (Die Linke) und den früheren Düsseldorfer Oberbürgermeister Thomas Geisel (Ex-SPD) als ihre EU-Spitzenkandidaten nominiert.