Zuletzt war der wegen Russlands Ukraine-Invasion massiv angestiegene Energiepreis wieder gesunken. Die Endkunden bekamen das allerdings nur wenig zu spüren. Der niedrigere Preis wurde zu langsam an sie weitergegeben, kritisiert der ehemalige E-Control-Chef Walter Boltz. Doch nun wird Energie neuerlich teurer, um kräftige 35 Prozent. Auslöser ist diesmal der Terror der Hamas auf Israel. Vor allem die entstandene Verunsicherung sei ein Preistreiber, berichtet der Experte.

Mit einer Verdreifachung des Energiepreises wie nach Russlands Angriffskrieg sei nicht zurechnen, aber sehr wohl mit einer weiteren Verteuerung um 20 Prozent. Gas werde also doch dramatisch teurer werden, unterstrich Boltz am Sonntag in der ZiB 2.

Schon wieder! Heizen wird neuerlich teurer.

Regierung muss endlich Gas aus alternativen Quellen nach Österreich bringen

Mit Auswirkungen auf den Öl-Markt wie nach dem Jom-Kippur-Krieg vor 50 Jahren rechnet Boltz nicht. Erstens sei der Westen mittlerweile besser vorbereitet, zweitens hätten die arabischen Länder nicht mehr dieselbe Marktstellung wie damals und drittens sei die Solidarität mit den Palästinensern weniger hoch. Aus all diesen Gründen sei nicht mit einer so drastischen Teuerung zu rechnen.

Allerdings wartete Bolz mit schlechten Neuigkeiten für Österreich auf. Der kommende Preisschock könnte auf Österreich beschränkt bleiben, weil die Politik zu langsam sei oder hoffe, dass „alles schon gut wird“. Es fehlten nach wie vor Ausbaupläne für Gasleitungen von Deutschland nach Österreich. „Da wurde eigentlich nichts gemacht.“ Generell müssten endlich aktive Maßnahmen ergriffen werden, um die übermäßig hohe Abhängigkeit von russischem Gas zu verringern.

Österreich müsste mehr tun, um Gas aus anderen Quellen zu erhalten, sagt Boltz.ORF/ZiB2

Bisher habe man keine konkreten Bemühungen unternommen, um Gas aus alternativen Quellen nach Österreich zu bringen. Wenn es dabei bleibt, werde ein weiterer Preisschock wahrscheinlicher.

Generell dürften die Energiepreise, einschließlich Strom, weiter steigen. Kunden, die bei großen Energiekonzernen gebunden sind, zahlen derzeit deutlich mehr als jene bei kleineren Anbietern mit kurzfristigen Verträgen. Wenn jedoch genügend Kunden den Anbieter wechseln würden, könnten die Preise sinken.