Der schnelle Anstieg der Energiepreise schlägt voll auf die deutsche Industrie durch. Im September haben die Hersteller ihre Preise nach neuen Zahlen des deutschen Statistischen Bundesamts so stark erhöht wie seit fast 50 Jahren nicht mehr. Im Jahresvergleich stiegen die Erzeugerpreise um 14,2 Prozent, so schnell wie seit Oktober 1974 nicht mehr. Hauptursache der Entwicklung sind die Preissprünge bei der Energie.

Metalle um durchschnittlich 35,5 Prozent teurer als 2020

Besonders stark verteuert hat sich laut Statistischem Bundesamt im September Gas, dessen Durchschnittspreis um knapp 59 Prozent in die Höhe schoss. Abgesehen davon steigen aber auch die Preise vieler Materialien und Vorprodukte, die die Industrie verarbeitet. So waren Metalle im Schnitt 35,5 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung warnte bereits vor einem drohenden Firmensterben großen Stils.

In Deutschland hatte die Inflationsrate im September mit 4,1 Prozent erstmals seit knapp 28 Jahren wieder die Vier-Prozent-Marke übersprungen. Im gesamten Euroraum erreichte die Inflationsrate im September mit 3,4 Prozent den höchsten Stand seit 13 Jahren. Die Statistikbehörde Eurostat bestätigte am Mittwoch ihre vorangegangene Erhebung. Höher war die Inflation zuletzt im September 2008. Die sogenannte Kernteuerungsrate ohne Energie und Lebensmittel stieg ebenfalls und erhöhte sich von 1,6 Prozent im August auf 1,9 Prozent.

Viele mittelständische Betriebe können nicht in Deutschland bleiben

Der Wirtschaftsverband Stahl- und Metallverarbeitung malte ein düsteres Szenario an die Wand. “Der rasante Anstieg der Preise für Industriestrom und Erdgas bedeutet für viele mittelständische Industriebetriebe der Stahl- und Metallverarbeitung, dass sie nicht mehr in Deutschland produzieren können”, hieß es in einer Stellungnahme des Verbands, der nach eigenen Angaben gut 5000 Betriebe vertritt, überwiegend Familienunternehmen. “Das Rückgrat der deutschen Industrie stirbt.”

Der Verband appellierte an die großen Konzerne, die Lage ihrer mittelständischen Zulieferer “anzuerkennen”. Von der deutschen Regierung forderte der Verband, vorübergehend auf staatliche Abgaben wie die EEG-Umlage zu verzichten, die die Energiepreise verteuern. (APA/Red)