Wenig überraschend ist Aleksander Ceferin als UEFA-Präsident wiedergewählt. Der Slowene, der seit September 2016 im Amt ist wurde beim UEFA-Kongress am Mittwoch in Lissabon ohne Gegenkandidaten per Applaus in seinem Amt bestätigt. Dennoch zeigte er sich besorgt über die Zukunft des Fußballs. Mit eindringlichen Worten warte er vor dem Ausverkauf und übte scharfe Kritik an den wieder aufflammenden Super-League-Plänen. “Es ist wirklich gut, dass noch nie jemand vor Scham gestorben ist”, sagte der Slowene während seiner Rede in Richtung der Super-League-Planer. Er sehe einen “Wolf getarnt als Großmutter, bereit, dich aufzufressen”, sagte Ceferin in Anspielung auf das Rotkäppchen-Märchen.

Einst scheiterte die Super League krachend. Doch die Gründer – der FC Barcelona, Real Madrid und Juventus Turin – lassen nicht locker und versuchen es aktuell mit einem neuen Anlauf. Sie wollen ein Konkurrenzprodukt zu den UEFA-Wettbewerben etablieren. Der Streit um eine Alternative zu den UEFA-Wettbewerben liegt derzeit beim Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH).

Ceferin sprach von “Zynismus gegen Moral. Egoismus gegen Solidarität. Gier gegen Wohlwollen.” Als weitere Gegensatzpaare nannte er: “Schamlose Lügen gegen die Wahrheit. Profitdenken gegen Titelhunger”. Ceferin richtete sich in seiner Rede auch an die Regierungen Europas und dankte ihnen für die Unterstützung: “Sie haben verstanden, was auf dem Spiel steht.”

Der Slowene (55) ließ im Centro de Congressos von Lissabon mit mahnenden Worten aufhorchen. “Wir dürfen niemals vergessen, wie fragil der Fußball ist”, sagte Ceferin und spielte auf den zunehmenden Einfluss von Investoren an. Er sehe eine “risikoreiche, rücksichtslose Art und Weise, die sich aller Logik und Prinzipien” widersetze. “Fußball ist Teil unserer Vermächtnisses”, sagte Ceferin. “Er gehört jedem, der den Fußball, der dieses wundervolle Spiel liebt.”

Die Wiederwahl – bereits 2019 musste sich Ceferin bei seiner ersten Wiederwahl keiner Konkurrenz stellen – bedeute ihm sehr viel. “Es ist eine große Ehre, aber vor allem eine große, große Verantwortung.” Er werde sein Bestes geben, um die UEFA-Delegierten und den Fußball “nicht zu enttäuschen”.

Besseres Verhältnis zur FIFA

Zuvor hob FIFA-Präsident Giani Infantino bereits das deutlich verbesserte Verhältnis des Weltverbandes zur Europäischen Fußball-Union hervor. “Vereint sind wir nicht nur stärker, vereint sind wir unschlagbar”, sagte der Schweizer am Mittwoch in Richtung der Delegierten, zu denen als ÖFB-Vertreter auch Interimspräsident Johann Gartner, Vizepräsident Philip Thonhauser und Generalsekretär Thomas Hollerer gehörten. “Es keinen anderen Weg, den Fußball zu entwickeln, als zusammenzuarbeiten. (…) Wir haben es geschafft, dafür den besten Weg zu finden”, sagte Infantino.

Zwischen der FIFA, im Besonderen unter Infantino, und der UEFA war es in den vergangenen Jahren immer wieder zum Streit gekommen. Im Kern ging es um die Verteilung von Geld und von Terminen im internationalen Spielkalender für die verschiedenen Wettbewerbe. Zuletzt waren beide Großverbände aber zumindest öffentlich aufeinander zugegangen. So unterstützt auch die UEFA die neue Club-WM der FIFA mit 32 Mannschaften ab 2025, die Einnahmen in Milliardenhöhe verspricht. Und auch die FIFA positionierte sich gegen die Super League.

Infantino, bis zu seiner FIFA-Wahl Anfang 2016 UEFA-Generalsekretär, beglückwünschte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin kurz vor dessen ungefährdeter Wiederwahl zu dessen “herausragender Arbeit”. Alle UEFA-Mitglieder hätten den europäischen Fußball zu dem gemacht, “was er ist, er ist unglaublich, wirklich fantastisch und wird besser und besser”, sagte Infantino. “Ich möchte Ihnen versichern, dass Sie in uns einen echten Partner an Ihrer Seite haben. Ein Hoch auf die Teamarbeit.”