Islam Y. galt nicht umsonst als Hochrisko-Häftling in der Justizanstalt Krems-Stein, wo Österreichs Schwerverbrecher untergebracht werden: Der Tschetschene verbüßt seine zehnjährige Gefängnisstrafe wegen schweren bewaffneten Raubs, schwerer Körperverletzung, Widerstands gegen die Staatsgewalt sowie illegalen Waffenbesitzes – der eXXpress berichtete.

Er überfiel am 12. August 2019 gemeinsam mit zwei Komplizen einen Geldtransporter in Wels. Das Trio passte in der Früh auf einem Parkplatz zwei Geldboten ab, die mit Koffern aus einer Bankfiliale kamen. Eine Geldbotin schlugen sie mit dem Griff einer Pistole nieder, ihren Kollegen verletzten sie ebenfalls. Doch als sie an der Technik der Geldbehälter scheiterten, ergriffen sie die Flucht.

Unterwegs wechselten sie ihr Fluchtfahrzeug, zündeten das erste an. Mit dem zweiten bauten sie schließlich einen Unfall und wurden gefasst. Im Februar 2020 standen zwei Tschetschenen wegen des Überfalls vor Gericht, der dritte Komplize war bis dahin unbekannt.

Am 14. November begleitete die Justizwache ihren Schützling zu einem Arzttermin. Islam Y., der in seiner Vergangenheit auch als Islamist in einschlägigen Videos aufgetaucht war, klagte über Kniebeschwerden. Er sollte an jenem Tag geröntgt werden.

Persönlichkeitsrechte des Verbrechers wichtiger als Sicherheit?

Doch plötzlich war der Hochrisiko-Häftling weg – einfach verschwunden. Nicht nur aus der Klinik, sondern gleich mit einem Fluchthelfer über alle Berge. Da half es auch wenig, dass 200 Polizisten, eine Hubschrauberbesatzung, Hundeführer und Drohnen-Piloten anschließend die Gegend auf den Kopf stellten und die Weinberge absuchten.

Auf die Öffentlichkeitsfahndung verzichtete die Exekutive zunächst. Erst drei Tage (!) nach der Flucht sah sich der zuständige Staatsanwalt veranlasst, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um den Häftling wieder einzufangen. Schließlich müssen zunächst gelindere Mittel ausgeschöpft werden, wie dies bei der Justiz heißt. Nicht zu vergessen natürlich die Persönlichkeitsrechte des Geldtransporter-Räubers und Islamisten.

Bei dieser angeblich rechtsstaatlichen Zurückhaltung verwundert es kaum, dass von dem 35-jährigen Gewaltverbrecher nach wie vor jede Spur fehlt. Er soll inzwischen in der tschetschenischen Community in St. Pölten oder Wien versteckt werden.