Seit der verunglückten Aussage der FPÖ-Nationalratsabgeordneten Dagmar Belakowitsch reißt die Kritik aus den anderen, aber auch aus der eigenen Partei nicht ab. So sagte Belakowitsch bei ihrer Rede bei der Anti-Maßnahmen-Demonstration am vergangenen Samstag, dass die Ärztekammer den Medizinern einen „Maulkorb und Daumenschrauben“ verhängen würde. Es seien „nicht die bösen Ungeimpften“, die die Spitäler füllen. „Oh nein, das sind ganz ganz viele Geimpfte, die aufgrund eines Impfschadens behandelt werden müssen.“ FPÖ-Obmann Herbert Kickl versuchte nach einem medialen Aufschrei, die Wogen zu glätten. Die Aussage sei „verunglückt“ gewesen und „aus der Emotion heraus“ entstanden.

Die FPÖ ruft fast wöchentlich zu Demonstrationen "für die Freiheit" auf. Zuletzt folgten am Samstag 40.000 Demonstranten diesem Aufruf.JOE KLAMAR / AFP

Belakowitsch und Kickl für Aufhebung der Maßnahmen

Belakowitsch fordert ein sofortiges Außerkrafttreten des Covid-Maßnahmengesetzes und die Umsetzung des „Plan B“ als Alternative zur derzeitigen Corona-Politik. Der seit Lockdown für Ungeimpfte sei aufzuheben. Es brauche außerdem ein bindendes Diskriminierungsverbot für Ungeimpfte in Gesellschaft, Wirtschaft, am Arbeitsplatz, an den Schulen und Universitäten. Auch Herbert Kickl teilte in einer Pressekonferenz am Donnerstag wieder gegen die Regierung aus. Ein “Impfzwang für alle” werde bereits vorbereitet, die Spaltung gehe unter Nehammer “munter weiter.”

Wien antwortet mit Unverständnis, Salzburg schweigt

Der Gesundheitssprecher der Wiener Freiheitlichen, Wolfgang Seidl,  äußerte am Donnerstag sein Unverständnis: “Manche Aussagen aus dem Bund verstehe ich nicht. Unsere Wiener Linie setzt bei der Impfung auf Freiwilligkeit und bei der Pandemie insgesamt auf wissenschaftliche Fakten.“ Auch die Salzburger FP-Chefin Marlene Svazek wollte Belakowitschs’ Aussage bei “Im Zentrum” vergangenen Sonntag lieber nicht kommentieren.

Hofer ist "überzeugt, dass Impfung schützt"

Auch der ehemalige FPÖ-Chef und 3. Nationalratspräsident Norbert Hofer unterstützt die harte Kickl-Linie scheinbar nicht. Er gab im September bekannt, dass er und seine Familie längst geimpft seien. Er sei „aufgrund der Faktenlage davon überzeugt, dass eine Impfung schützt“, schrieb Hofer auf Twitter. Er wehre sich aber dagegen, ungeimpfte Personen zu stigmatisieren. „Es ist eine höchst persönliche Entscheidung, ob man sich impfen lässt oder nicht“.

Oberösterreich besonders unerfreut

Besonders den Oberösterreichischen Freiheitlichen soll die harte Linie von Kickl und “seinen” freiheitlichen Nationalrats-Abgeordneten mittlerweile deutlich gegen den Strich gehen. Manfred Haimbuchner, der in Oberösterreich an der Seite von Landeshauptmann Stelzer (ÖVP) in Regierungsverantwortung ist, soll mit dem Konfrontationskurs des Parteiobmanns so gar nicht einverstanden sein. Freiheit heiße nicht, dass man “tun und lassen kann, was man will”, sagte Haimbuchner bei einer Pressekonferenz Anfang Dezember, und betonte: An Gesetze müsse man sich halten. Außerdem empfahl er eine umfassende Aufklärungskampagne für die Impfung. Haimbuchner, der selbst genesen ist und wegen Covid sogar auf der Intensivstation lag, wolle sich “selbstverständlich impfen lassen, sobald die Antikörperzahl das notwendig macht.”

Haimbuchner erkrankte im Sommer schwer an Corona.APA

Kärnten steht hinter Kickl

Deutlich anders als die Oberösterreichischen FPÖ sehen das die Kärntner Freiheitlichen. Das Heimatbundesland von Kickl steht hinter dem Parteiobmann. Erwin Angerer, der FP-Chef Kärnten, marschierte Ende November selbst bei einer Anti-Corona-Demo mit und hielt neben Rednern wie dem Ex-BZÖ-Politiker Martin Rutter eine Ansprache für die Freiheit. Kickl war erst im November in seiner Heimat auf “Freiheitstour” gewesen. Dabei soll es zu einem Corona-Cluster gekommen sein, eine Kärntner Schlagerlegende starb kurz darauf an Covid.

Der FP-Chef Kärnten, Erwin Angerer, nahm selbst Ende November an einer Anti-Corona-Demo in Klagenfurt teil.APA/GERT EGGENBERGER

Ist der harte Kickl-Kurs für die FPÖ noch tragbar?