Weihbischof Helmut Krätzl im Juni 2017 im Wiener StephansdomAPA/HERBERT NEUBAUER

Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands war Krätzl zuletzt im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien in Behandlung. “Er liebte die Kirche und litt auch mit ihr”, meinte Kardinal Schönborn.

Krätzl wurde 1977 zum Bischof geweiht. Er stand im 69. Jahr seines priesterlichen sowie im 46. Jahr seines bischöflichen Dienstes.

Einsatz für Ökumene und "mutige Vorschläge"

Helmut Krätzl zählte zu den bekanntesten Repräsentanten der katholischen Kirche in Österreich, vor allem aufgrund seines Einsatzes für ökumenische Verständigung und für den Dienst der Kirche an der Gesellschaft. Anlässlich seines diamantenen Priesterweihejubiläums sprach er sich 2014 für eine Öffnung der katholischen Kirche bei den Themen Zölibat und Interkommunion mit evangelischen Christen aus. Die Bischöfe sollten gemäß der Aufforderung von Papst Franziskus “mutige Vorschläge machen”.

Kardinal Franz König, Bundespräsident Thomas Klestil und Weihbischof Helmut Kraetzl (v.l.n.r.) im September 2002, im Rahmen eines Mittagessens anlässlich des goldenen (Kardinal König) und silbernen (Weihbischof Krätzl) Bischofsjubiläums in der Präsidentschaftskanzlei.APA/BMLV/HBF/PUSCH
"Tag des Dialogs" am 22. September 2006, in Wien: (v.l.n.r.) Weihbischof Helmut Krätzl, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft Anas Schakfeh und de Superintendent der evangelischen Kirche A.B. Hansjörg LeinAPA/HERBERT PFARRHOFER

In den vergangenen Jahren haben zunehmende gesundheitliche Beschwerden sein öffentlichen Wirken beeinträchtigt. Er lebte zurückgezogen in Wien, nahm jedoch, soweit es ging, noch am kirchlichen Leben teil. So konnte Krätzl am 9. Jänner noch den Gedenkgottesdienst der Bischofskonferenz für den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. im Stephansdom im Rollstuhl sitzend mitfeiern.

2007: Bundespräsident Heinz Fischer (l.) verleiht Weihbischof Helmut Krätzl (r.) das Große Silberne Ehrenzeichen mit Stern für Verdienste um die Republik Österreich.APA/GUENTER R. ARTINGER

Groß geworden in der vorkonziliaren Kirche

Zum Priester geweiht wurde Krätzl noch vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Nach der Matura im Jahr 1949 studierte an der Universität Wien Theologie und wurde 1954 in Wien von Kardinal Theodor Innitzer zum Priester geweiht. Sein geistliches Wirken begann Krätzl als Kaplan in Baden bei Wien. 1956 wurde er zum Zeremoniär des damals neuernannten Erzbischofs von Wien, Franz König, berufen. 1959 promovierte er an der Universität Wien zum Doktor der Theologie. An der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom erwarb er 1964 sein zweites Doktorat in Kirchenrecht. Im selben Jahr trat Krätzl sein Amt als Pfarrer in Laa an der Thaya an, das er bis 1969 innehatte.

Eröffnung des Pflegeheims Am Maurer Berg: (v.l.n.r.) Stadtrat Peter Hacker, Weihbischof Helmut Krätzl, Anita Bauer (FSW), Christoph Gisinger (HB), Bezirksvorsteher Gerald Bischof, Roland König (HB).
Weihbischof Helmut Krätzl am 13. Juni 2017 anlässlich der Trauerfeier für den verstorbenen früheren Außenminister und ÖVP-Vorsitzenden Alois Mock im Wiener StephansdomAPA/HERBERT NEUBAUER

Kardinal König bestellte Krätzl 1969 zum Ordinariatskanzler der Erzdiözese Wien. 1977 wurde er von Papst Paul VI. zum Weihbischof für die Erzdiözese Wien ernannt und gemeinsam mit Florian Kuntner im Wiener Stephansdom geweiht. Von 1981 bis 1985 übte er die Funktion des Generalvikars der Erzdiözese Wien aus. Nach dem Rücktritt Königs als Erzbischof von Wien wurde er 1985 vom Wiener Domkapitel zum Diözesanadministrator der Erzdiözese gewählt, eine Funktion, die er bis zum Amtsantritt Hans Hermann Groers im Jahr 1986 innehatte. Groer ernannte Krätzl 1987 zum Bischofsvikar für die Bereiche Erwachsenenbildung und Priesterfortbildung. In der Österreichischen Bischofskonferenz hatte Krätzl, dessen Wahlspruch “In der Kraft Gottes” lautet, insbesondere die Ressorts “Schule” und “Kirche und Gesellschaft” inne.

20 Jahre hindurch war Krätzl in der Österreichischen Bischofskonferenz “Schulbischof”, und damit zuständig für den Religionsunterricht im Allgemeinen, für die Privatschulen und für die Schulpolitik. Im Rahmen der Österreichischen Bischofskonferenz war er für die Erwachsenenbildung, das Katholische Bibelwerk und das Seminar für Kirchliche Berufe zuständig. Das Referat “Ökumene” teilte er sich mit Kardinal Christoph Schönborn. Papst Benedikt XVI. nahm am 6. März 2008 das Rücktrittsgesuch von Weihbischof Krätzl an. Sein Nachfolger wurde Stephan Turnovszky.