Ein gigantischer Truck fährt auf 18 Rädern einen mehrspurigen Highway in Texas entlang – aber niemand sitzt am Steuer. Was wie der Einstieg zu einem Actionthriller aus Hollywood klingt, ist in dem riesigen US-amerikanischen Bundesstaat bereits Realität. Tatsächlich hat sich Texas in rasantem Tempo zum Epizentrum einer der futuristischsten Sparten der Automobilindustrie entwickelt – und zwar jener der autonomen Fahrzeuge.

Selbstfahrende Autos sind schon lange in den Pipelines vieler Hersteller, und in Texas, wo einem alten Klischee nach alles “bigger and better” sein möchte, sind die fahrerlosen Fahrzeuge eben besonders mächtig. Bevor die riesigen Trucks allerdings auf Straßen und Highways auffahren dürfen, müssen sie eine Vielzahl an Tests durchlaufen – schließlich sollten bei Vehikeln solcher Ausmaße auch die Sicherheitsvorkehrungen entsprechend umfangreich sein.

Selbstfahrende Lastwägen und Trucks verlassen sich auf ein Zusammenspiel aus bewährten und modernsten Technologien: Sie werden durch Radar, Laser Scanner, Kameras und GPS Antennen, die mit einer speziellen Fernlenkungssoftware kommunizieren, gesteuert.

“Jede Meile und jeden Kilometer, den wir im echten Leben fahren, simulieren wir tausend Mal und mehr am Computer”, erklärt Pierre-François Le Faou. Le Faou ist Development Manager für Trucking Partner bei Waymo, der Einheit für autonome Fahrzeuge beim Google-Mutterkonzern Alphabet. Waymo ist gerade dabei, in Dallas ein riesiges Logistikzentrum zu bauen. Die Mega-Halle soll hunderte der autonomen Sattelauflieger beherbergen.

Waymo ist aber längst nicht das einzige Unternehmen aus dieser Branche, dass Texas als idealen Test-Hub für seine autonomen Trucks für sich entdeckt hat. Das Start-up Embark, das sich auf Technologien für autonomes Fahren spezialisiert hat, betreibt eine Strecke für fahrerlose Sattelschlepper zwischen Houston und San Antonio. Ein anderes Unternehmen, Aurora – von dem einer der Mitgründer übrigens früher bei Waymo gearbeitet hat – will noch in diesem Jahr mit gleich drei Truck-Terminals und einer neuen 635-Meilen-Route (entspricht 1000 Kilometern) in Texas an den Start gehen.

Interessantes Detail am Rande: Als Zeichen für den enormen Konkurrenzdruck in diesem boomenden Sektor der Automobilindustrie ist zu werten, dass keines der drei genannten Unternehmen dazu bereit war, der US-amerikanischen Nachrichtenagentur eines seiner autonomen Fahrzeuge zu zeigen. Bislang gibt es nur wenige Bilder der autonomen Trucks.