Griechenland, das Pleiteland der EU, und Österreich, die Wirtschaftslokomotive – das war gestern. Heute ist das anders. Die Rangliste des Economist vergleicht die Veränderung von 35 fortgeschrittenen Volkswirtschaften im Jahr 2023 gegenüber dem Vorjahr – und da schneidet Griechenland besonders gut ab, und Österreich besonders schlecht. Im Ranking geht es nicht darum, welchen Ländern es wirtschaftlich grundsätzlich am besten geht, sondern welche sich gegenüber 2022 am besten entwickelt haben.

Ein Hoch auf die Griechen! Mit ehrgeizigen Reformen hat Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis (Bild) das Land wieder auf Erfolgskurs gebracht.APA/AFP/Angelos Tzortzinis

Österreich in gefährliche Abwärtsspirale geschlittert

Im Falle Griechenlands lobt der Economist die marktfreundlichen Reformen, die sich vor allem am Aktienmarkt niedergeschlagen haben. Österreichs wirtschaftliche Entwicklung wird hingegen durch hohe Inflation und niedriges Wachstum niedergedrückt. Deshalb landet das Land nur auf Platz 33.

Es gibt Industrieländer mit schlechterer Lebensqualität als sie Österreich hat. Nur die Richtung weist nach unten.Getty

Kritiker der bisherigen Wirtschaftspolitik sehen sich bestätigt: Ihnen zufolge hat die Regierung mit der Gießkanne Gutscheine verteilt und dadurch die Teuerung zusätzlich angeheizt. Das hat in der Folge zu höheren Lohnabschlüssen geführt. Das Ergebnis: Die Arbeitskosten sind hierzulande ebenfalls wesentlich stärker gestiegen als in anderen EU-Staaten (siehe die Lohnstück-Kosten). Damit sinkt auch die Wettbewerbsfähigkeit dramatisch. Nun droht weiterhin erhöhte Inflation samt kontinuierlich schlechterer Performance der heimischen Wirtschaft. Gleichzeitig bleiben wichtig Strukturreformen aus. Keine Frage: SO gerät Österreich ins Hintertreffen.

Österreich dürfte sicherlich auch unter der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland leiden. Allerdings belegt unser Nachbarland immerhin Platz 27. Das ist zwar auch nicht berauschend, doch immer noch besser als das Abschneiden Österreichs.

Schwierige Zeiten für Österreich. Ohne mutige Reformen wird das Land nur schwer auf Erfolgskurs kommen. (v.l.) Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne), Bundeskanzler Karl Nehammer und Finanzminister Magnus Brunner (beide ÖVP).APA/EVA MANHART

Griechenland vor Südkorea und den USA

Umso erstaunlicher ist der Erfolg Griechenlands mit der besten Wirtschaftsleistung für 2023. Das Land ist wie ein Phönix aus der Asche auferstanden, nach einer langen, schweren Krise. Von einem „weiteren unwahrscheinlichen Triumph“ spricht der Economist. Das Wirtschaftsblatt hat sich bei seiner Bewertung auf fünf Wirtschafts- und Finanzindikatoren gestützt: Inflation, „Inflationsbreite“ (sie zeigt Anteil von Waren, deren Preise besonders stark gestiegen sind), Bruttoinlandsprodukt (BIP), Arbeitsplätze und Börsenentwicklung. In Summe hat hier Griechenland heuer die besten Noten unter 35 überwiegend reichen Ländern erreicht – und das nicht zum ersten Mal.

Der Economist schreibt: „Das zweite Jahr in Folge steht Griechenland an der Spitze der Rangliste – ein bemerkenswertes Ergebnis für eine Wirtschaft, die bis vor kurzem noch für Misswirtschaft stand.“ Neben Südkorea (Platz 2) befinden sich viele andere herausragende Leistungen in den Vereinigten Staaten (Platz 3), gefolgt von Israel, Luxemburg und Kanada. Deutschland belegt nur den Platz 27, schneidet damit aber immer noch besser ab, als Österreich.

Auch Deutschland kann aufblicken zu Griechenland. Im Bild: Bundeskanzler Olaf Scholz (r.) mit Ministerpräsident Mitsotakis.APA/AFP/Odd ANDERSEN

Griechischer Aktienmarkt um 43,8 Prozent gestiegen

Dem Economist zufolge erzielt Griechenland bei den fünf Indikatoren einige überraschende Ergebnisse. Was jedoch besonders hervorsticht ist der Anstieg des Börsenwerts des griechischen Marktes um 43,8 Prozent. Das Blatt lobt: „In Griechenland ist der reale Wert des Aktienmarktes um mehr als 40 Prozent gestiegen. Die Investoren haben griechische Unternehmen neu bewertet, da die Regierung eine Reihe von marktfreundlichen Reformen umsetzt.“

Grundsätzlich verlief das Jahr 2023 nicht so unerfreulich für die weltweite Wirtschaft, wie angenommen. „Fast jeder rechnete mit einer weltweiten Rezession im Jahr 2023, als die Zentralbanker die Zinssätze anhoben, um die Inflation abzukühlen“, schreibt der Economist. „Der Konsens war falsch. Das weltweite Bruttoinlandsprodukt ist wahrscheinlich um drei Prozent gewachsen. Die Arbeitsmärkte haben sich gehalten. Die Inflation ist auf dem Weg nach unten. Die Aktienmärkte haben um 20 Prozent zugelegt.“ Besonders sticht aber der Erfolg Griechenlands hervor. Der Economist meint, der Rest der Welt sollte ein Glas Ouzi auf den griechischen Triumph trinken.