Migranten sollen in der Schweiz künftig eine jährliche Abgabe zahlen, verlangt der Wirtschaftswissenschaftler Reiner Eichenberger. Der Grund: „Wer in die Schweiz einwandert, hat einen enormen Wohlstandsgewinn“. Das Modell solle für Migranten aus aller Welt gelten. Wer allerdings aus der EU zuwandert, der solle das weiterhin frei oder zu einem Nachbarschaftspreis tun.

Eichenbergers Vorschlag erntet in bürgerlichen Kreisen wachsende Zustimmung. Auch für Österreich ist er angesichts des hohen Zuzugs hierzulande sehr interessant. Offen darüber gesprochen wird aber noch nicht.

Reiner Eichenberger fordert schon seit Jahren eine Abgabe von Zuwanderern. Mittlerweile findet sein Vorschlag mehr Gehör.Wiki Commons / Hannes Röst

Zuwanderer profitieren von zahlreichen Vorleistungen, verursachen aber Kosten

Der Universitätsprofessor hat die Idee eines Jahresbeitrags von Migranten erstmals vor sechs Jahren vorgebracht. Gegenüber der NZZ verteidigt er nun das Modell.

Es sei „ein Aufenthaltspreis“. Der Wohlstandsgewinn ist in der Schweiz besonders hoch, selbst für EU-Bürger. „Deutsche verdienen hier kaufkraftbereinigt 30 Prozent mehr, Italiener 70 Prozent.“ Davon abgesehen profitierten Zuwanderer von den tieferen Steuern. „Ein durchschnittlicher deutscher Zuwanderer erzielt pro Jahr einen Nettogewinn von etwa 30.000 Franken (31.560 Euro). Gleichzeitig profitiert er von den Vorleistungen, welche die einheimische Bevölkerung finanziert hat, und er verursacht Kosten, die zulasten der Allgemeinheit gehen“, sagt der Ökonom.

Ein Aufenthaltspreis würde zumindest einen kleinen Teil dieser Gewinne wieder den Schweizern selbst zugute kommen lassen.

Wegen Zuwanderung wächst Bevölkerung zu schnell

Das Hauptproblem sei das zu schnelle Wachstum, unterstreicht Eichenberg. „Die Bevölkerung wächst zu schnell, und das überfordert das Land. Wir kommen nicht mehr nach: beim Verkehr, bei den Schulen, der Energie und so weiter.“ Das habe nachteilige Folgen für die Bürger – Stichwort: „Verknappung, Verteuerung und Überlastung von Land, Infrastruktur, Bildungs- und Gesundheitsleistungen, Umweltgüter und Selbstversorgungsziele.“

Für den Wirtschaftsexperten steht fest: „Aufgrund der Kosten für die Schweiz und den Nutzen für die Zuwanderer kann man Aufenthaltsabgaben von jährlich 5000 bis 30.000 Franken bis zur Einbürgerung rechtfertigen.“ Kinder sollen nichts bezahlen müssen, für Grenzgänger solle eine reduzierte Abgabe gelten. Was mit dem Geld passiert, müsse das Volk entscheiden. Eichenberger empfiehlt Steuersenkungen.

Andere Stimmen schließen sich der Forderung an.

Reiner Eichenberger ist Professor für Finanz- und Wirtschaftspolitik an der Universität Freiburg i. Ü. und darüber hinaus Forschungsdirektor des Center for Research in Economcs, Management and the Art (Crema) in Zürich. Mittlerweile steht er mit seiner Idee nicht mehr alleine da.

Im Parlament verlangte kürzlich der Fraktionschef der Schweizer Volkspartei (SVP) Thomas Aeschi (44) eine Einreiseabgabe für Ausländer – allerdings nur in abgeschwächter Form. Wer einreist, soll 25 Franken bezahlen müssen. Grenzgänger seien davon ausgenommen.

Ähnliches hatte kürzlich André Lüthi (62), CEO der Globetrotter Group, kürzlich im Interfiew mit dem Schweizer „Blick“ verlangt: „An beliebten Orten wird es ohne Tages-Kontingentierung nicht mehr gehen.“