Mehr als vier Jahrzehnte regierte eine große Koalition aus ÖVP und SPÖ in wechselnder Rangfolge das Land, 19 Mal bildeten die beiden Parteien das Regierungsbündnis – mit unbestrittenen Erfolgen, aber auch gezeichnet von Abnützungserscheinungen. Jedenfalls gegen Ende (2017) waren die Lähmungen derart groß, dass sie beim Wähler nachhaltig eine regelrechte GroKo-Phobie auslösten. In aktuellen Umfragen wünschten sich nur zwölf Prozent der Österreicher eine Große Koalition, nur ein Bündnis aus SPÖ und FPÖ wäre demnach noch unbeliebter.

Die Abneigung gegen eine GroKo scheinen dennoch immer weniger Spitzenpolitiker auf dem Radar zu haben. Wie jüngst Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ), der sich im Ö1-Morgenjournal für die Neuauflage  der politischen Elefanten-Hochzeit im Bund aussprach. “Ich glaube, dass eine Koalition SPÖ-ÖVP für Österreich gut wäre. Ich sage auch nicht, um jeden Preis, aber ich sage, im Kompromiss liegt manchmal auch die Chance, Österreich weiterzubringen.“

Kaiser weiß natürlich, wovon er spricht:  Seit elf Jahren wird Kärnten von einer GroKo regiert. Auf die Frage, warum im Bund die ÖVP auf die SPÖ für ein Bündnis zugehen sollte, sagte der Landeshauptmann: „Es haben sich viele festgelegt, mit der Kickl-FPÖ keine Koalition zu machen.“

Umfragen geben keine Mehrheit für GroKo her

Darum scheint es also in Wirklichkeit zu gehen. Die GroKo gilt nicht als Erfolgsmodell, aber als das kleinere Übel. Aus Angst vor einem “Volkskanzler” Herbert Kickl (FPÖ) und zur Absicherung der eigenen Pfründe sprechen sich immer mehr Politiker von ÖVP und SPÖ für die Wiederbelebung einer Großen Koalition aus. Kürzlich beispielsweise auch Georg Dornauer, Vize-Landeschef in Tirol und mit der SPÖ als Juniorpartner in einer GroKo. Auch sein Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) gilt als Verfechter von Schwarz-Rot, ebenso wie Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) in der Steiermark.

Die Überlegungen habe bislang nur einen Schönheitsfehler. Zuerst muss eine Mehrheit her, das aber sehen die Umfragen bislang nicht. Die Angst vor der FPÖ bleibt, nur Herbert K. muss sich nicht fürchten.