
Wer mehr arbeitet, soll weniger Steuern zahlen, fordert IV
In Österreich fehlen 250.000 Arbeitskräfte, sagt die Industriellenvereinigung (IV). Ihr 10-Punkte-Paket („Leistung muss sich (wieder) lohnen“) enthält ein Bündel weitreichender Vorschläge, um arbeitende – bzw. noch mehr arbeitende – Menschen zu entlasten. Zur Übergewinnsteuer meint die IV: „Die ist Schwachsinn.“

Arbeitende Pensionisten in der Regelpension müssen nur mehr den halben Steuersatz zahlen. Die ersten 20 Überstunden sind steuerfrei. Für den Umstieg von Teilzeit auf Vollzeit gibt es eine einmalige steuerfreie Prämie. Das sind nur ein paar, der vielen Vorschläge, die IV-Präsident Georg Knill und IV-Oberösterreich-Präsident Stefan Pierer am Montag in Wien vorgelegt haben.
Im Kern geht es darum: Wer mehr arbeiten will, der soll steuerlich entlastet werden.
Freibeträge für Wochenendarbeit verdoppeln
Darüber hinaus sollen die Freibeträge für Nacht- und Wochenendarbeit sowie für Gefahren- und sonstige Erschwerniszulagen verdoppelt werden. Die Ausbildung von Lehrlingen soll vom Staat zu 15 Prozent gefördert, der Zuzug von Fachkräften aus dem Ausland erleichtert werden.
Auch sollen Unternehmen ihren Mitarbeitern einen höheren steuerbegünstigten Zuschuss zur Kinderbetreuung und zur Überlassung von Werkswohnungen gewähren können. Spendenbegünstigungen sollen auf den Bildungsbereich erweitert werden – und das ganze soll von einer breiten Diskussion über den Wert von Leistung begleitet werden.
Von 1000 Euro brutto bleiben 480 Euro netto übrig
„Wir können in den meisten Regionen des Landes von Vollbeschäftigung sprechen“, erklärt Knill vor Journalisten. Die Industrie – wie fast alle anderen Wirtschaftsbereiche auch – suche nicht nur Fachkräfte „händeringend“. Daher müssten einerseits die 50.000 bis 60.000 Menschen, die derzeit jährlich in Pension gehen, motiviert werden, weiter zu arbeiten und auch mehr Menschen aus Teilzeit in die Vollzeit wechseln. Allerdings gehe es ausschließlich um freiwillige Maßnahmen, wie Knill und Pierer unterstreichen.

Wer derzeit von 30 auf 40 Wochenstunden aufstockt und dafür brutto 1000 Euro mehr bekommt, bekomme davon nur 480 Euro netto. Das sei zu wenig, um Menschen zur Mehrarbeit zu motivieren, erklärt Knill. Er erlebe es „vielfach“, dass diese Besteuerung Menschen vom Umstieg auf Vollzeitarbeit abhalte. Es gebe „zu viele alternative Möglichkeiten“, Geld zu verdienen.
Es würde „legale Mehrheit“ entstehen
Pierer zufolge würde die steuerfreie Auszahlung von bis zu 600 Euro für Überstundenzuschlage zu „legaler Mehrarbeit“ führen. Davon verspreche sich die Industrie sehr viel. „Ich weiß, wo sonst gearbeitet wird“, sagt der KTM-Chef. Die Probleme im Land werden aus seiner Sicht nur durch mehr Arbeit gelöst. Auch die Sorge, dass alte Menschen den Jungen die Arbeit wegnehmen, wenn sie länger arbeiten, teilt Pierer nicht: „Es wäre schön“, wenn es so wäre, sagte er, aber die Jungen würden lieber von Work-Life-Balance sprechen. In Wahrheit fehlten in Österreich 250.000 Arbeitskräfte. „Bitte kommen Sie“, ruft Pierer die jungen Menschen auf, aus der Teil- in die Vollzeit zu wechseln.
Ziel sei, dass den arbeitenden Menschen zwei Milliarden Euro netto mehr Gehalt bleiben. Das Paket soll darüber hinaus das Wirtschaftswachstum um 0,41 Prozentpunkte erhöhen. Und wenn Pensionisten weiter arbeiten, würde sich das über die geleistete Mehrarbeit selbst tragen.
Übergewinnsteuer wird nichts bringen
Klare Absagen gab es aber von den Industriellen für die zusätzliche Besteuerung von Gewinnen von Energiefirmen. Unter so eine Abschöpfungsabgabe würden wohl nur ein bis drei Unternehmen in Österreich fallen, schätzt Knill. Wenn man noch berücksichtige, dass diese in alternative Energieträger investieren und meist ohnehin zumindest teilweise dem Staat gehören, würde unter dem Strich kein nennenswerter Betrag übrig bleiben. Das sei „ein schönes Wort, das als Überschrift gut klingt“. Pierer formulierte es direkter: “Ich halte die Übergewinnsteuer für einen Schwachsinn.”
Die Gewerkschaft kritisierte die Förderung von Überstunden und Vollzeit. Dazu meinte die IV, der Arbeitskräftemangel habe „nichts mit dem Arbeitsumfeld in den heimischen Industriebetrieben zu tun“, sondern mit der Alterung der Bevölkerung und warf der Gewerkschaft „verstaubte Uraltforderungen“ vor.
Kommentare
“Leistung muss belohnt werden” war auch ein Leitsatz von Sebastian Kurz. Auch das war den Linken ein Dorn im Auge.
… warum man den Gedanken des Herrn Pierer nicht ernsthaft durchdenken sollte, bevor man ihn kritisiert?
Unser Problem sind
(A) die viel zu hohen Sozialleistungen für Menschen, die nicht arbeiten. Mindestsicherung, dazu Befreiung von GIS, Telefon-Grundgebühr, Wohngeld, bezahlte Strom- und Gasrechnung, wahrscheinlich noch mehr.
und
(B) die viel zu hohe Besteuerung von kleinen und mittleren Einkommen, welche dazu führen, dass sich viele an ihrem persönlichen Work-Life-Bestpunkt einrichten, wo sie nicht übertrieben viel arbeiten, dafür aber auch noch kaum Steuern zahlen.
Ist der Gedanke, durch eine geringe Besteuerung für Einkommen bis deutlich über der Mindestsicherung (beispielsweise bis zum Doppelten der Mindestsicherung gar keine Einkommenssteuer) Leute dazu zu motivieren, dass sich Arbeit eben doch lohnt, und dass bis zu einem mittleren Einkommen wirklich “mehr Netto vom Brutto” übrig bleibt, nicht verfolgenswert?
Wenn Menschen (mehr) arbeiten, dann entsteht auf jeden Fall etwas Positives für die Volkswirtschaft, nämlich Wertschöpfung.
Mehr arbeitende Menschen würden den Firmen erlauben, mehr Umsatz zu machen und wären auch für die Arbeitenden selbst gut (Sinn/Motivation, Lebensführung) und auch die Vorbildwirkung auf deren Kinder (Stichwort “Generation AMS”) ist nicht zu unterschätzen.
Ob sie dafür auch noch Einkommenssteuer entrichten, ist davon grundsätzlich noch unabhängig.
Ich denke, dass man bei diesem hohen Niveau an Sozialleistungen für Nicht-Arbeitende an einer Verschiebung der Einkommenssteuertarife zu höheren Einkommen hin nicht vorbeikommen wird.
Oder alternativ Sozialleistungen für Nicht-Arbeitende kürzen muss, um auf diesem Weg das Arbeiten und damit die Teilnahme an der volkswirtschaftlichen Wertschöpfung wieder attraktiver zu machen.
Nennen wir das Problem doch beim Namen: Wer arbeitet, zahlt drauf. Wer nicht arbeitet, wird gefördert. Es lohnt sich nicht mehr, zu arbeiten. Pension wird es auch so nicht mehr geben in der Zukunft. Wenn ich nicht müsste, wäre ich auch daheim. Vielleicht kommt das noch, sobald ich mir trotz Arbeit das Leben nicht mehr leisten kann. Wir sind am Weg, sagen wir so.
Genau, die Nullnummern von der IV. Wer hat denn die Kurzarbeitsregelung während Corona ausgehandelt? Ah, die Gewerkschaft – und sie haben damit haufenweise Industrielle gerettet. Blöd daherreden haben das Pierer und der Knillch immer gut können.
die sagen das nur u. die überflutung der illlllegallllen zu rechtfertigen alles nur lügen es gibt keine arbeit und wennnn dannnn nur eine schlecht bezahlte und es wird dank der linken i..er ärger
Lieber die Übergewinnsteuer und verteilen als Investionen in Windräder oder Solaranlagen, die nur teuer sind aber kein Ersatz für grundlastfähige Kraftwerke …