Die Menschen haben die Wissenschaft gegen den Aberglauben getauscht. Mittlerweile macht der wissensbefreite Aberglaube nicht einmal mehr vor Behörden halt. Zu diesem Befund kommt der Schweizer TV-Moderator Jörg Kachelmann, bekannt vor allem für seine Wettervorhersagen und Sachbücher. Als Beispiel für den “Hokuspokus”-Glauben unserer Zeit nennt er die Annahme, dass Durchzug und Ventilatoren krank machten, und einzig die Temperatur entscheidend für das Wohlbefinden sei. Solcher Hokuspokus-Glaube hat mittlerweile auch das Schweizer Bundesamt für Gesundheit erfasst, das den Menschen rät, tagsüber die Fenster zu schließen, was Kachelmann schlicht verblüfft, wie er in der Schweizer Tageszeitung Tages-Anzeiger ausführt.

Filme aus heißen Ländern belehren uns eines Besseren

Die Empfehlung ist Kachelmann zufolge “religiös anmutender Aberglaube, das völlige Fehlen einer amtseigenen Qualitätskontrolle und der schon fast bösartige Unwille, selber einmal auszuprobieren, was man da propagiert. Die Welt des Hokuspokus hat heute schon so weit unsere Gesellschaft durchdrungen, dass ihre leitenden Angestellten und Medien sich nicht mal mehr an das erinnern möchten, was man in jedem Film, der in heißen Ländern spielt, gesehen hat: Es wird immer gefächelt, Deckenpropeller drehen sich, verzweifelt wird Wind erzeugt, damit mans aushält – aus gutem Grund.”

Wo es heiß ist, wird er verwendet: der Fächer. Er ist mehr als nur Verzierung oder Schmuck. Frühe Darstellungen von Fächern sind bereits aus dem alten Ägypten bekannnt.

Man könnte nicht die Hitze aussperren. Vor allem aber: “Das schärfste Schwert beim Hitzetod ist nicht die Temperatur, sondern sind Luftfeuchtigkeit, Sauerstoffarmut und die absolute Windstille in den behördlich vorgeschriebenen Sargvorhöfen der Hölle. Früher wussten Menschen noch, wie angenehm Wüstenhitze bei 40 Grad sein kann, wenn sie trocken ist, im Gegensatz zu schwülen 28 Grad im Regenwald. Heute schauen fast alle Menschen nur noch obsessiv auf die Temperatur und fordern Menschen auch noch bei geschlossenen Fenstern auf, nasse Tücher aufzuhängen.

Gegen die hohe Luftfeuchtigkeit des Dschungels...
...ist die trockene Hitze der Wüste schlicht erholsam.

Mit der Windstille in geschlossenen Räumen geht eine kleine Katastrophe einher, wie Kachelmann ausführt. Mit zunehmender Temperatur schwitzen wir nämlich mehr, was auch die  Luftfeuchtigkeit ansteigen lässt. Das Schlimme: Das Schwitzen führt zu nichts mehr, zu keiner Kühlung. Selbst der Rat zum Trinken bewirkt da nur noch schnelleres Leiden und Tod, “weil noch mehr geschwitzt wird und der ohnehin geschwächte Körper diese extreme Stresssituation nur kurze Zeit aushalten wird. Diese Kurve steigt noch schneller, wenn der gemeingefährliche behördliche Rat zum Aufhängen von nassen Tüchern befolgt wird.”

Fenster auf – den Großeltern zuliebe

Kachelmanns Rat: “Falls Ihnen Ihre Großeltern wichtig sind: Machen Sie auch tagsüber Durchzug, die Außentemperaturen und ansteigenden Innentemperaturen sind wurscht, solange die Luftfeuchtigkeit so gering wie möglich bleibt, nur so werden Schweiß und Luftfeuchtigkeit abtransportiert und die Raumatmosphäre bleibt lebensfreundlich. Geben Sie auf alle Fälle jedem Bewohner einen Ventilator vor die Nase, der kann Tag und Nacht durchlaufen – und so helfen auch die nassen Tücher.” Und: “Es ist eine Lüge, dass man davon einen steifen Hals bekommt, auch wenn Sie sicher ein paar dumme Ärzte finden, die diesen Unsinn glauben.”