Angst um den Job, Angst um die eigene Gesundheit, Homeschooling, Beschränkung der sozialen Kontakte: Leben und Alltag haben sich mit der Corona-Pandemie radikal verändert. Das belastet viele Menschen enorm. Die Fähigkeit, in solchen Veränderungen die eigene psychische Gesundheit zu bewahren oder wieder aufzubauen, nennt man in der Psychologie “Resilienz”. Die neue internationale Forschungsstudie “Project Discovery” belegt: Psychische Belastbarkeit und Anpassungsfähigkeit lassen sich steigern, und zwar durch bestimmte Einstellungen und Beschäftigungen. Ein Forscherteam befragte dafür 7000 Menschen in sieben Ländern.

Freunde, neue Kenntnisse, Erkundungsdrang

Aufgrund der Angaben der Befragten haben die Forscher zusammengefasst, welche Faktoren die Resilienz steigern. Das sind zum einen gefestigte Beziehungen in einer eng verbundenen Gruppe von Freunden und der Familie. Darüber hinaus ist der beständige Erwerb neuer Kenntnisse und Fähigkeiten  wertvoll und das beständige Erkunden des eigenen Umfelds und der eigenen Umwelt.

So haben 87 Prozent der Befragten mit hohen Resilienzwerten enge persönliche Kontakte – sie genießen Qualitätszeit mit Familie und Freunden. Hinzu kommt Lust auf Neues: Bei hoch belastbaren Menschen  ist der Anteil jener, die mehr Drang zeigen, Neues zu entdecken und zu erforschen, um 40 Prozent höher als bei Menschen mit geringer Resilienz. Und dann noch das Selbermachen und Lernen: 75 Prozent der Teilnehmer mit hoher Resilienz üben kreative Tätigkeiten aus, statt ständig zu konsumieren.

Hobbys und Zusammenleben mit Partner

Auch stärkt das Zusammenleben mit einem Partner die Belastbarkeit. 67 Prozent aller Befragten mit hoher psychischer Belastbarkeit leben in einem gemeinsamen Haushalt. Bei Menschen mit geringer Resilienz ist es nur jeder Zweite. Besonders belastbar sind darüber hinaus Menschen, die schon vor Beginn der Pandemie viele Hobbys hatten, denen sie regelmäßig nachgegangen sind.

Die Studie zeigt auch, welche Hobbys bei Menschen mit hoher Resilienz besonders verbreitet sind. Auf Platz eins liegen Aktivitäten, bei denen etwas mit einem bestimmten Ziel erschaffen oder repariert wird. Auch Sport steht oben auf der Liste, Laufen oder Radfahren etwa. Psychisch belastbare Menschen  achten darüber hinaus bewusst auf ihre Gesundheit, zum Beispiel durch gesunde Ernährung, und pflegen Kontakte zur Außenwelt, sei es durch tägliches Zeitung Lesen oder Telefonieren mit Freunden.

Deutschland hat die meisten Menschen mit hoher Resilienz

Und noch etwas ergab die Studie: Deutschland hat die meisten Menschen mit hoher Resilienz. In Deutschland wiesen demnach 9,3 Prozent der Befragten schon vor der Pandemie eine hohe Resilienz auf, der höchste Wert im internationalen Vergleich mit den USA, Großbritannien, Spanien, Frankreich, Italien und China.

Die positive Nachricht ist, dass ein Großteil der Menschen mit niedriger Belastbarkeit im vergangenen Jahr neue Hobbys für sich entdeckt hat, und dass 93 Prozent der Befragten ihrer angefangenen Tätigkeit auch 2021 nachkommen wollen. Viele möchten ihr Leben bewusst ändern und geben an, auf einem guten Weg zu einer höheren Resilienz zu sein.

Wer jedoch längerfristig das Gefühl hat, der Belastung durch die Corona-Pandemie nicht gewachsen zu sein, sollte sich Hilfe suchen. Wer Existenzsorgen und -ängste habe, sollte sich genauer mit diesen auseinandersetzen, rät das Leibniz-Institut für Resilienzforschung: “Setzen Sie sich gemeinsam mit einem Freund oder einer Freundin mit dem schlimmsten Szenario auseinander und legen Sie sich eine genaue Strategie zurecht, was Sie tun, wenn dieser Fall eintritt.” Falls psychische Belastungen überhandnehmen, gibt es auch Hilfe von Experten via Telefon.