Samstagmorgen, als der Wasserstand wieder zurückging, wurde ein zweiter Schreckensort von Erftstadt sichtbar. Nachdem am Tag zuvor die Bilder vom Erdrutsch, der bereits den Stadtrand erfasst hat, um die Welt gingen, lassen einen nun die Bilder von der Bundesstraße B265 den Atem stocken. Allmählich wird sichtbar, welch ein Drama sich hier am Donnerstag abgespielt hat. Eine drei Meter hohe Welle soll die Bundesstraße wie ein Tsunami überflutet haben. Feuerwehrmänner, Soldaten und die deutsche Zivil- und Katastrophenschutzorganisation Technische Hilfswerk suchen mit Helikoptern und Booten nach Opfern.

Dutzende Autos vom Wasser verschlungen

Meterhoch ist die Straße geflutet, dutzende Autos wurden vom Wasser verschlungen. Einige Insassen hatten möglicherweise keine Chance mehr zu fliehen. Eine Sprecherin des Rhein-Erft-Kreises hatte am Freitag gesagt, es sei unklar, ob alle Insassen es rechtzeitig aus ihren Wagen geschafft hätten, als sie von den Wassermassen überrascht wurden. Es ist nach wie vor unklar, wie viele überlebt haben. Die Bundeswehr hat begonnen, die von den Fluten eingeschlossenen Fahrzeuge mit Radpanzern zu bergen.

Zwei Autos stehen im Wasser auf der B265.APA/dpa/David Young

Ein Dutzend Autodächer ragen aus dem Wasser, drei Lkw sind ineinander verkeilt. Darunter sind ein Kleinbus und ein PKW eingeklemmt. Auf einem rund ein Kilometer langen Abschnitt der Bundesstraße stand das Wasser bis zu zwölf Meter hoch über dem Asphalt. Bereits 28 Autos wurden gefunden. Ob sich in den Wagen unter Wasser noch Personen befinden, ist zurzeit unklar.

Lage eskalierte, als Lärmschutzwall brach

Torsten Kaden, der Inhaber eines Gartenbaubetriebes, der etwas oberhalb an die B265 grenzt, berichtet gegenüber FOCUS Online: „Die ganze Lage eskalierte, als der Lärmschutzwall vom Marienhospital oberhalb der B265 brach. Da oben stand ja schon alles unter Wasser, der Wall verhinderte, dass ein Teil dieser riesigen Seelandschaft, den die Erft um ihre Ufer gebildet hatte, nicht schon vorher auf die B265 abgeflossen ist.” Und: “Augenzeugen haben uns berichtet, dass die Welle, die von Süden nach Norden die Straße entlang wälzte und die Autos verschluckte, drei Meter hoch war. Innerhalb von fünf Minuten hat sie sich in einen breiten, reißenden Fluss verwandelt.”

Lastwagen im Hochwasser und andere überflutete Autos auf der Bundesstraße B265 in Erftstadt. Nach wie vor werden dutzende Menschen vermisst.APA/AFP/SEBASTIEN BOZON

Die Fahrer waren auf die Dächer ihrer Autos geflüchtet und schrien um Hilfe.

Jene Fahrer, die an der Köttinger Brücke von den reißenden Fluten überrascht wurden, sollen noch einmal mit dem Schrecken davon gekommen sein, berichten Helfer. Doch die Befürchtung, dass sich in den anderen Fahrzeugen Opfer befinden könnten, bleibt.

Bundeswehr-Soldaten versuchen einen PKW zu bergenAPA/dpa/David Young