Der Mord an drei Prostituierten in einem Wiener Bordell mutmaßlich durch den geständigen afghanischen Asylwerber Ebadullah A. (27, Bild unten) und das Gewaltverbrechen an einer Juristin (51) und deren Tochter (13) wahrscheinlich durch den flüchtigen Ehemann sind noch immer das Stadtgespräch.

Reflexartig und zu Recht kommen jetzt die Forderungen nach mehr Prävention gegen potienzielle Gewalttäter und für mehr Schutz von Frauen. Und natürlich wird vom “Land der Femizide” die Rede und damit Österreich gemeint sein. Tatsächlich ist die Zahl der frauenspezifischen Morde, also der Tötungsdelikte an Frauen, nur weil sie Frauen sind, seit Jahren sehr hoch. 2023 wurden 26 Femizide in Österreich begangen. In keinem anderen EU-Land wurden mehr Frauen als Männer ermordet.

NEOS: "Jede Männergewalt ist inakzeptabel"

Die Zahl – so schrecklich sie ist – muss mit Vorsicht gesehen werden. Was die Femizide anbelangt, liegt Österreich im internationalen Vergleich in Wirklichkeit im Mittelfeld. Durch die Tatsache aber, dass es kaum (noch) Morde an Männern gibt, ergibt sich dieser “Überhang” an weiblichen Opfern.

Das macht es nicht besser, jedes Opfer ist eines zu viel. Die erneute Forderung von Andrea Brem – der Chefin der österreichischen Frauenhäuser – jeden Mord an einer Frau und einem Kind einer Einzelfallüberprüfung in Arbeitsgruppen zu unterziehen und die erforderlichen Konsequenzen zu ziehen, ist nachvollziehbar. Brem äußerte sich aktuell im Standard zur Problematik.

Für die NEOS ist klar: “Dem Kampf gegen Gewalt gegen Frauen und allen voran Präventionsarbeit muss endlich oberste Priorität auf absolut allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen eingeräumt werden”, wie  Frauensprecherin Dolores Bakos in einer Aussendung klar machte: “Jede Art der Männergewalt gegen Frauen ist schlicht inakzeptabel.”

Die SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner forderte per Aussendung “endlich einen Nationalen Aktionsplan Gewaltschutz umzusetzen, um Frauenleben in Österreich zu schützen“.

Wien: Nirgends werden so häufig Männer von der Polizei weggewiesen

Holzleitner bezieht sich auf Zahlen, die im vergangenen Jahr erneut nach oben gegangen sind. Die von der Polizei ausgesprochenen Betretungs- und Annäherungsverbote vor allem gegen Männer. 4200 mal wurde eine solche Maßnahme allein Wien angewandt. Laut örtlicher Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie ragt die Bundeshauptstadt im negativen Sinne heraus. Während 2022 landesweit pro 10.000 Einwohnern durchschnittlich 16,2 Wegweisungen gesetzt wurden, waren es in Wien 21,8. Die wenigsten Betretungs- und Annäherungsverbote gab es  in der Steiermark mit 12,6 pro 10.000 Einwohnern.

Jede 3. Frau von Gewalt betroffen

Statistisch werden mehr als zwei Femizide pro Monat in Österreich begangen. Zusätzlich wurden 51 Mordversuche oder Fälle schwerster Gewalt an Frauen registriert. “Gewalt an Frauen ist ein strukturelles und gesamtgesellschaftliches Problem”, hieß es am Sonntag in einer Aussendung des Vereins “Autonome Österreichische Frauenhäuser”. Gewalt betreffe demnach in Österreich jede dritte Frau: “Wir fordern eine weitere Stärkung des Opferschutzes für gewaltbetroffene Frauen”, hieß es.