„Telefone läuten bei uns den ganzen Tag, abgehoben wird so gut wie nie“, bestätigte jetzt ein Mitarbeiter gegenüber „Ö1“. „Außer wir können sehen, am Display, dass es eine interne Nummer ist oder ein Vorgesetzter. Ansonsten wird das Telefon ignoriert”, erklärt er weiter.

E-Mail-Postfach ist täglich voll

Die Begründung erinnert an die Comedy-Serie „MA 2412“: Die Mitarbeiter würden sich geradezu fürchten, Anliegen freundlich, entgegenkommend zu behandeln. Daraus ergebe sich sonst ein „Dominoeffekt“, meint der Mitarbeiter. „In dem Moment, wo einer unserer Referenten einmal ein Telefon abhebt und eine Frage beantwortet, spricht sich das herum unter den Antragstellern. Und das führt dann dazu, dass ganz viele Antragsteller blitzschnell informiert werden und die dann alle den Eindruck haben, sie könnten jetzt bei uns Antworten bekommen und ihre Anliegen bearbeitet. Und die kommen dann direkt persönlich am nächsten Tag – Und dann ist quasi das ganze Amt voll.“

Die Kunden der MA35 sind hauptsächlich Serben und Türken. Dabei geht es so gut wie immer um die Verlängerung bestehender Aufenthaltsgenehmigungen. Die Coronavirus-Krise habe die Situation verschärft. Die Antragsteller durften nicht ins Amt, mussten Schriftstücke per E-Mail schicken: „Da kann es schon passieren, dass man täglich mit einem E-Mail-Fach aufwacht, dass man bis zu 450 neue E-Mails hat, von denen Sie dann an dem Tag, wenn Sie einen guten Tag haben und vielleicht ein bisschen Überstunden machen, 120 abarbeiten können“, erklärt der „Whistleblower“ weiter.

Christoph Wiederkehr verspricht Besserung

Die Arbeitsbedingungen in der MA 35 hinterlassen auch bei den Mitarbeitern ihre Spuren. Viele landen im Burn-out, andere bewerben sich möglichst schnell weg in andere Magistratsbereiche. Aus dem Büro des zuständigen Stadtrats Christoph Wiederkehr (NEOS) heißt es, man habe einen Reformprozess gestartet, ein Telefonservicecenter und 50 zusätzliche Mitarbeiter sind geplant, 25 haben laut Wiederkehr schon ihren Dienst angetreten, berichtet der „ORF“.