Die Leichenfledderei wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom österreichischen Forschungsreisenden Andreas Reischek (1845-1902) begangen. In seinen Tagebüchern schrieb Reischek: „Das Unternehmen war sehr gewagt, denn seine Aufdeckung hätte mich unfehlbar das Leben gekostet. In der Nacht wurden die Mumien weiterbefördert, dann gut verborgen.“ Reischek war stolz darauf, sich der Überwachung durch die Maori entzogen und heilige Stätten geplündert zu haben. Der Vorsitzende des Beratungsgremiums für die Rückführung nach Neuseeland, Pou Temara, sagte zum Thema Reischek: „Er wusste genau, was er tat.“ Laut Temara ist es eine „spirituelle Erleichterung und ein Privileg“, die Ahnen in Aotearoa (Maori-Name für Neuseeland) willkommen zu heißen.

Nicht die erste Rückgabe von menschlichen Überresten

Das Naturhistorische Museum in Wien (NHM) hat nach jahrzehntelangen Verhandlungen nun die menschlichen Überreste von mehr als 60 Ureinwohnern an Neuseeland zurückgegeben. Laut NHM wurde mit der Entwendung der Knochen damals ein Unrecht begangen. Die Schädel und Schädelfragmente sind bereits im Nationalmuseum „Te Papa“ in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington eingetroffen. Die Gemeinschaft der Maori bemüht sich seit Jahrzehnten darum, Gebeine aus aller Welt zurückzuholen. Was Österreich angeht, ist es nicht die erste Rückführung. Schon 2015 gab das Weltmuseum in Wien menschliche Überreste an Neuseeland zurück, darunter die Mumie eines Kleinkindes.