Auch über vier Wochen nach dem ersten Mord an einem Obdachlosen tappt die Wiener Polizei im Dunkeln. Am 12. Juli fand eine Spaziergängerin am Handelskai einen Mann (56) auf einer Parkbank. Der Unterstandslose hatte sich mit letzter Kraft dorthin geschleppt, nachdem er im Schal niedergestochen worden war. Er verblutete.

Nur zehn Tage später stach der bislang unbekannte Serien-Mörder auf eine Obdachlose (51) ein, die auf einer Wiese in der Nähe des Pratersterns geschlafen hatte. Die Frau überlebte den Angriff knapp.

Am 8. August die nächste tödliche Tat: Am Hernalser Gürtel wurde ein Wohnungsloser (55) im Schlaf durch mehrere Messerstiche schwerst verletzt. Fünf Tage kämpften Mediziner auf einer Intensivstation um das Leben des Opfers – vergebens.

"Die Gewalt ist einzigartig, so etwas gab es in Wien noch nie"

Seitdem geht die Angst unter den immer mehr werdenden Obdachlosen in Wien um. “Die Gewalt ist einzigartig, so etwas gab es in Wien noch nie”, sagte Caritas-Chef Claus Schwertner. Allein trauen sich die Obdachlosen jetzt kaum noch, im Freien zu übernachten. Sie bilden Schlafgmeinschaften. Die Caritas und auch die Stadt selbst wollen die Wohnungslosen zumindest nachts am liebsten ganz von der Straße holen. So wurde zunächst das Obdachlosenheim “Josi” unterhalb der U6-Station Josefstädter Straße seit vergangenem Wochenende auch abends und in der Nacht geöffnet.

Es bietet 50 Schlafplätze – viel zu wenige natürlich. Als nächste Sofortmaßnahme werden Trillerpfeifen und Taschen-Alarme an die Nichtsesshaften verteilt. Angreifer sollen damit verschreckt und notfalls möglichst schnell Hilfe geholt werden können.