Das Ende der Nullzinsphase und hohe Baukosten treffen die Bauträger in Österreich immer stärker. Zahlreiche Bauträger haben bereits fix geplante Projekte verschoben oder auf unbestimmte Zeit ausgesetzt, berichteten die Branchengrößen Buwog und EHL am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Auch die Buwog wartet vorerst ab und hofft auf bessere Marktbedingungen. “Wir haben mehrere Projekte, die praktisch in den Startlöchern stehen”, sagte Buwog-Geschäftsführer Andreas Holler.

"Es rechnet sich einfach nicht"

Daniel Riedl, Vorstandsmitglied der deutschen Buwog-Mutter Vonovia klagte: “Es rechnet sich derzeit einfach nicht”. Bau und Finanzierung von Wohnimmobilien kosteten zurzeit mehr als sie einbringen. “Der Wert, den wir generieren können, liegt unter den Produktionskosten”, unterstreicht Riedl. Das Ergebnis: Zurzeit werden weniger Wohnungen fertiggestellt und auch die Baubewilligungen gehen zurück.

Massiver Rückgang bereits im vergangenen Jahr

Laut dem am Mittwoch präsentierten Wiener Wohnungsmarktbericht werden heuer nur rund 13.200 Wohneinheiten fertiggestellt und in den Folgejahren 2025 und 2026 wird mit einem weiteren Rückgang gerechnet. 2023 seien die Baubewilligungen für neue Wohnprojekte auf rund 11.500 Einheiten gesunken. Gegenüber dem Rekordjahr 2019 bedeutet das einen Rückgang von mehr als 46 Prozent.

EHL und Buwog prognostizieren in den kommenden Jahren einen Mangel an Wohnungen. Insbesondere bei Eigentumswohnungen und freifinanzierten Mietwohnungen werde sich das Angebot ab 2025 deutlich verknappen, weil der Bedarf steige, die Zahl neuer Wohnungen aber sinke.

Kauf einer Wohnung wird immer schwieriger

Generell ist wegen der Zinsen für viele der Kauf einer Eigentumswohnung in weite Ferne gerückt. Die Leistbarkeit sei weiter schwierig, hält Schunker fest. Die Käufer-Zielgruppe habe sich minimiert, etwa auf Kunden, die ein Erbe zur Verfügung haben, um die Hürde von 20 Prozent Eigenmittel und die monatliche Kreditrate stemmen zu können.

Überdies hat die österreichische Finanzmarktaufsichtsbehörde (FMA) die Vergabe-Standards für die Vergabe von Wohnkrediten im Jahr 2022 verschärft. Die damalige Verordnung sollte Risiken bei der Wohnimmobilienfinanzierung angesichts des Immobilienpreisbooms minimieren und die Vergabe von Krediten begrenzen. Das sorgt nun auch für Kritik.

Vonovia-Vorstand Riedl geht nicht davon aus, dass sich für potenzielle Wohnungskäufer in nächster Zeit viel ändert. Für private Käufer oder Familien ändere eine Zinssenkung von einem halben Prozentpunkt nicht viel, weil die monatliche Kreditrate dann vielleicht von 2700 auf 2500 Euro sinke, dies aber noch immer weit weg sei von den 1500 Euro von vor zwei Jahren.