“Pro-russische Propaganda, Verschwörungstheorien und anti-europäisches Gedankengut, zwei manipulierte Videos und zwei russische Narrative. Schauen wir uns an, ob der ORF jetzt Russia Today Konkurrenz macht?”, attackiert ein Twitter-User (mit Ukraine-Fähnchen im Profil) die gesamte Nachrichtenredaktion des Gebührensenders.

Zwei aktuelle Berichte in der ZiB1 haben diesen Ukraine-Unterstützer und auch andere Social-media-User auf die Palme gebracht: Erstens die News über das Vorgehen der ukrainischen Regierung gegen mutmaßlich korrupte Befehlshaber der Rekrutierungsstellen (diese Infos brachten neben dem ORF allerdings fast alle europäischen und amerikanischen Medien).

Und zweitens die Veröffentlichung von Privat-Videos aus der Ukraine, die gewaltsame Verhaftungen von Rekruten zeigen. Dazu meint der ORF-Kritiker: “Dieses Narrativ der Zwangsmobilisierung wird seit vorigem Jahr im russischen Informationskrieg verteilt, um von den eigenen Problemen abzulenken. Nach der russischen Informationskriegsführung bedeutet das, die Probleme auf den Gegner abzuschieben und durch Falschnachrichten zu beweisen.”

In wenigen Stunden bereits 60.400-mal gesehen: Die aktuelle Attacke gegen den ORF auf Twitter.

Kritik am ORF für Infos, die auch hunderte andere News-Sender brachten

Auf Twitter wurde dazu auch das Video über die ZiB1 geteilt, über das groß “Warnung. Russische Desinformation enthalten” eingeblendet wird. Immerhin war dieses Posting bereits nach wenigen Stunden 123-mal retweetet und wurde 60.400-mal abgerufen. Ob die ORF-Rechtsabteilung gegen diese Attacken einschreiten wird, ist noch nicht bekannt.

Dieser Angriff auf den ORF, pro-russische Propaganda zu verbreiten, ist aber kein Einzelfall: Sämtliche Medien, die nicht nur die von der ukrainischen Regierung gewünschten Informationen verbreiten, werden brutal attackiert – so war bekanntlich auch der eXXpress mit einer wüsten Rufmord-Kampagne konfrontiert, als der Botschafter der Russischen Föderation in Österreich in einem Interview seine Sichtweise des Krieges äußern konnte.

Zusätzlich werden auch all jene Social-media-User, die für Waffenstillstands-Verhandlungen und für ein Ende des Tötens eintreten, als “Friedens-Schwurbler” oder “Putin-Knechte” beschimpft – eine absolute Neuheit in der 134 Jahre langen Tradition der europäischen Friedensbewegung seit Bertha von Suttner (“Die Waffen nieder”, erschienen 1889).

Keine Propaganda, sondern die Realität: Oberst Yevhen Borisov wurde Ende Juli von der ukrainischen Anti-Korruptionsbehörde verhaftet – auch er war für Rekrutierungen zuständig.