Beim internationalen Skiverband FIS herrscht dicke Luft. Wie die “Bild” berichtet, hat Christian Pirzer, Chef der FIS Marketing AG eine Strafanzeige gegen den Präsidenten Johan Eliasch gestellt. Pirzer erklärt gegenüber dem Blatt: “”Ich habe eine Strafanzeige gegen Johan Eliasch wegen Verleumdung gestellt.” Dabei handelt es sich um Betrugsvorwürfe gegen Pirzer. Der Chef der FIS Marketing AG setzt sich nun zur Wehr.

Dabei wurde der schwedisch-britische Geschäftsmann erst vor einem Jahr mit absoluter Mehrheit zum FIS-Präsidenten gewählt. Am Donnerstag tritt er auf dem FIS-Kongress in Mailand zur Wiederwahl an, Gegenkandidaten gibt es keinen. Doch absolute Rückendeckung genießt er bei den nationalen Verbänden dennoch nicht. Radikale Reformbestrebungen und mangelnde Kommunikation haben die nationalen Verbände vom Milliardär abrücken lassen. Die “Drüberfahrmentalität” behagte nicht nur dem ÖSV nicht.

ÖSV steht Systemverbesserungen offen und positiv gegenüber

Doch laut Generalsekretär Christian Scherer sagte in einer Online-Medienrunde, dass man “neuen Wegen und Systemverbesserungen offen und positiv gegenüberstehe”. “Aber wie im geschäftlichen Leben üblich, können Optimierungen nur in gemeinsamer Abstimmung und Kommunikation erfolgen. Das verlief nicht sehr glücklich bis jetzt.” Die Involvierung sei mangelhaft gewesen, die Vorgehensweise haben zu starken Irritationen geführt. Im April sei ein Schriftstück an die Alpenländer ergangen, das “eine Drüberfahrmentalität vermuten hat lassen”, erklärte Scherer. Erst zuletzt sei der Kontakt besser geworden.

Neben diversen anderen Thematiken wie Weltcupkalender ist die von Eliasch angestrebte Zentralvermarktung das heißeste Eisen. “Man kann über Kommerzialisierung von Rechten nachdenken, aber nicht darüber, wem die Rechte gehören”, sagte Scherer. “Wer Veränderungen will, muss mehr kommunizieren. Viele sind sich bewusst, dass es Veränderungen braucht, aber die können nur im respektvollem Umgang erzielt werden.” Darüber hinaus ist unklar, ob Eliasch den angekündigten Rückzug als Chef der Sportartikelfirma Head bereits vollzogen hat.

Großer Diskussionsbedarf

Es gibt also großen Diskussionsbedarf. Auf dem diesjährigen Kongress wird allerdings nichts Entscheidendes passieren. “Was die Rechte betrifft, gibt es langfristige Verträge. Und der ÖSV wird nicht vertragsbrüchig werden”, versicherte Scherer. Der ORF hat im Mai 2021 die Rechte der vom ÖSV veranstaltete Bewerbe im Rahmen des FIS-Weltcups in den Disziplinen Ski alpin, Skispringen, Ski nordisch und Snowboard/Freestyle bis inklusive der Saison 2026/27 erworben.

Die FIS kann jedoch immer noch selbst entscheiden, wo sie die Wettbewerbe vergibt.  “Aber welchen Wert hat ein Weltcup ohne Kitzbühel, Vierschanzentournee, Wengen?”, stellte Scherer in den Raum. Eine eigene Rennserie könne man andenken, realistisch sei dies aber nicht. “Und auch nicht zielführend. Wir sitzen alle im gleichen Boot und sollten uns darauf besinnen, worum es geht: den Skisport prominent zu platzieren.”

Patrick Ortlieb, ÖSV-Finanzreferent und Kandidat für den FIS-Vorstand, kennt Eliasch seit 25 Jahren. “Er ist einer, der den Verband führen will wie ein Unternehmen, da ist er ja sehr erfolgreich. Wir haben im ÖSV Verantwortung für 200 Mitarbeiter zu tragen. Wir müssen schauen, dass die Rechte bei uns bleiben. Ich will das Wort Enteignung nicht in den Mund nehmen, aber die Rechte können wir ohne Konzept und Verträge nicht einfach so hergeben. So lange das alles nicht am Tisch ist, habe ich eine klare Meinung.”