Kurz vor der Wahl eines neuen Parlaments am 30. September tobt in der Slowakei ein Machtkampf – und zwar innerhalb der Sicherheitsorgane. Nun geht es Schlag auf Schlag: Eine Welle an Hausdurchsuchungen und Verhaftungen erschüttert das EU- und NATO-Land. Jüngster Eklat und neuer Höhepunkt: Der Chef des Inlandsgeheimdienstes SIS, Michal Alac, wurde in der Nacht auf Samstag festgenommen.

Die Spezialpolizei NAKA (Nationale Kriminalagentur) verdächtigt den Geheimdienstchef der Beteiligung an einer kriminellen Verschwörung. Deren Ziel sei es, Korruptionsermittlungen zu behindern.

Hausdurchsuchungen im eigenen Haus: Das hat Österreich von wenigen Jahren auch erlebt. Getty

Festnahmen bei Polizei und Geheimdienst

Schon am Donnerstag hatte die NAKA Razzien gegen andere Polizeiorgane sowie den Geheimdienst SIS und das Nationale Sicherheitsamt NBU durchgeführt und mehrere Personen festgenommen. Alac war zu diesem Zeitpunkt auf Auslandsurlaub. Sobald er erfahren hat, dass nach ihm gesucht wird, soll er in die Slowakei zurückgekehrt sein, um vor der Polizei auszusagen, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur TASR.

Nach der Befragung hätten ihn die Polizisten abgeführt. Als Beschuldigter darf er 48 Stunden festgehalten werden. Bis dahin muss ein Staatsanwalt über Freilassung oder Untersuchungshaft entscheiden.

Ex-Premier Robert Fico spricht von versuchtem „Umsturz“

Polizeipräsident Stefan Hamran hatte am Donnerstag betont, die Polizeiaktion unter dem Codenamen „Rozuzlenie“ (Slowakisch für „Entknotung“) habe nichts mit der Parlamentswahl zu tun. Oppositionspolitiker, aber auch Parlamentspräsident Boris Kollar warfen ihm und der Regierung dennoch vor, die Polizei zur Bekämpfung politischer Gegner zu missbrauchen. Mit manipulierten Zeugenaussagen würden Korruptionsvorwürfe gegen sie konstruiert. Polizisten und Geheimdienstmitarbeiter, die das aufdecken wollten, würden nun selbst verfolgt.

Der sozialdemokratische Ex-Ministerpräsident Robert Fico sprach von einem versuchten „Umsturz“ und verlangte eine Sondersitzung des Parlaments. Diese soll am Montag beginnen.