
100 Prozesstage gegen Wirecard-Chef Markus Braun
In einem der größten Wirtschaftskrimis der Nachkriegsgeschichte mit tausenden geprellter österreichischer Anleger muss sich ab Montag der Wiener Markus Braun verantworten.
Vor wenigen Tagen wurde der Wiener Markus Braun von der Justizanstalt im bayerischen Augsburg ins Gefängnis nach München-Stadelheim verlegt. Die Anstalt hat einen eigenen Gerichtssaal. Hier soll dem 53-jährigen Finanz-Jongleur ab Montag der Mammutprozess gemacht werden. Wegen schweren gewerbsmäßigen Betrugs, Untreue, Bilanzfälschung und Marktmanipulation in 26 Fällen. Zunächst sind 100 Verhandlungstage zur Aufarbeitung des Wirtschaftskrimis um den früheren deutschen DAX-Konzern Wirecard anberaumt.
Die Anklage ist 474 Seiten lang, unterm Strich geht es um verschwundene zwei Milliarden Euro. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Wirecard-Chef Braun, sein immer noch flüchtiger Vize Jan Marsalek – ebenfalls ein Wiener – und weitere Komplizen aus der Wirecard-Führung das Geld nach Scheingeschäften in die eigenen Taschen gewirtschaftet haben. Als der Schwindel aufflog, implodierte Wirecard, das bis dahin absoluter Liebling am Börsenparkett und stolzes Vorzeigeunternehmen der deutschen Wirtschaft war.
Markus Braun, der seit zweieinhalb Jahren in U-Haft sitzt, bestreitet vehement krumme Geschäfte. Der promovierte Wirtschaftsinformatiker, der schon mit 30 Jahren Wirecard-CEO wurde, weist den Vorwurf von Scheingeschäften zurück. Die umstrittenen Transaktionen in Südostasien hätten tatsächlich stattgefunden, Marsalek und andere hätten die Wirecard-Konten ohne Brauns Wissen abgeräumt.
“Mein Mandant ist Opfer und nicht Täter”, sagt Brauns Verteidiger Alfred Dierlamm. Ein Staranwalt mit einem Ruf wie Donnerhall, der sich in den größten deutschen Wirtschaftsprozessen etabliert hat. Der Jus-Professor hat sich für die riskanteste Prozess-Strategie entschieden. Trotz eines Kronzeugen der Anklage und belastenden Indizien gegen den Angeklagten Markus Braun will er in Richtung Freispruch. Von Eingeständnissen Brauns wird bislang nicht ausgegangen.
Auf der Anklagebank müsste eigentlich auch Wirecard-Vize Jan Marsalek sitzen. Doch der Wiener setzte sich via Bad Vöslau und Minsk ab, soll inzwischen in Moskau ein luxuriöses Leben führen.
Kommentare
Zu Marsalek sollte man der Vollständigkeit halber noch ergänzen, dass Moskau dem deutschen BND mehrfach die Einvernahme Marsaleks vor Ort angeboten hat, was aber vom Bundeskanzleramt abegelehnt wurde. Es ist also nicht zutreffend, dass Marsalek verschwunden ist. Vielmehr erscheint es so, dass er nicht aussagen soll.
Der Prozess wird schon eine Farce! Der Hauptbeschuldigte ist mit dem Geld untergetaucht, angeklagt wird nur der CEO der greifbar ist und ein paar Mitarbeiter die über die FA in Wirklichkeit keinen Tau hatten. In Wirklichkeit sind nur Anleger über Politik, Banker und Wirtschaft angepisst, die ein Monat vor Auffliegen noch die Aktien Hochgepriesen haben, gute Dividenden über Jahre erzielt haben und am Ende mit einen Pennystock nach Hause gingen! Für mich war Wirecard nie eine gute Anlage und immer schon eine Mr. Buble.