“Der Vorfall ist der bisherige traurige Höhepunkt der Straftaten der beiden”, beschrieb Staatsanwältin Katharina Tauschmann den Werdegang der beiden Angeklagten. Die noch nicht 17-Jährige und der 18-Jährige waren mehrfach wegen kleinerer Delikte wie Ladendiebstahl, unbefugt mit dem Auto fahren oder Aufbrechen von Zigarettenautomaten aufgefallen, hatten auch kleinere Strafen ausgefasst. “Eine höchst problematische Entwicklung zeichnete sich ab. Man hat das Gefühl, den beiden ist inzwischen alles egal”, meinte die Anklägerin.

Im August vorigen Jahres beschlossen die beiden “von zu Hause abzuhauen”, so die Anklägerin. Sie nahmen das Auto der Mutter des Beschuldigten und fuhren von der Steiermark nach Linz. Dort gingen sie in ein Lokal und wollten ohne zu bezahlen verschwinden. Der Kellner und die Chefin liefen ihnen nach. Die Jugendlichen sprangen ins Auto und fuhren los. Als sich die Wirtin ihnen in den Weg stellen wollten, fuhr die Angeklagte einfach weiter. Später gab sie an, sie habe die Frau nicht gesehen. “Es grenzt an ein Wunder, dass die Frau überlebt hat”, betonte die Staatsanwältin. Die Lenkerin, die schon länger Auto fährt – ohne Führerschein – gab an, sie habe gedacht, sie sei an eine Gehsteigkante gestoßen. Erst später hätte sie aus den Medien erfahren, was tatsächlich passiert sei.

Verteidiger Bernhard Lehofer führte für seine Mandantin ins Treffen, dass sie “etwas verloren in ihrer Entwicklung” gewesen sei. Als sie ins Auto sprang, fiel ihr das Handy hinunter. Sie suchte es, fuhr gleichzeitig los und erfasste die Frau, die stürzte und teilweise überrollt wurde. Das Mädchen habe niemals in Kauf genommen, die Frau zu töten, betonte der Anwalt: “Sie hat in Wirklichkeit gar nichts gedacht”, war der Verteidiger überzeugt und ortete ein “panikartiges Verhalten”.

Opfer noch immer schwer beeinträchtigt

Das Opfer wurde von einem Krankentransport im Rollstuhl ins Gericht gebracht. Die Wirtin des Sushi-Lokals gab an, sie habe nicht gleich bemerkt, dass die beiden Jugendlichen nicht bezahlt hätten. Als es ihr klar wurde, lief sie den beiden zusammen mit einem Kellner nach. Sie stellte sich vor das Auto: “Ich wollte mit dem Handy ein Foto machen, dann ist das Auto losgefahren und ich bin gestürzt”, schilderte sie den Vorfall vor Gericht. Bisher wurde sie sechs Mal operiert, ein bis zwei Eingriffe seien noch geplant.

Die Geschworenen befanden, dass beide Angeklagten wegen versuchten Mordes schuldig seien. Das Mädchen wurde zu vier Jahren Haft verurteilt, der Freund als Beitragstäter zu 30 Monaten. Nicht rechtskräftig.