Was Harald Mahrer (ÖVP) in einem neuen Interview sagt, klingt fast nach einem Bruch mit der jetzigen Linie seiner Partei. Der Präsident der Wirtschaftskammer lobt nämlich Herbert Kickl und hält eine vernünftige Zuwanderungs- und Arbeitspolitik mit dem FPÖ-Chef anscheinend für durchaus machbar. Zuletzt hatte die ÖVP-Spitze eine Koalition mit den Freiheitlichen dezidiert ausgeschlossen, solange Kickl freiheitlicher Bundesparteiobmann ist. Mahrers Sichtweise dürfte hier entspannter sein.

Zu wenig Menschen in Österreich, „die anpacken“

Österreich braucht „mehr Menschen, die anpacken“, sagt Harald Mahrer zunächst gegenüber der „Krone“. „Wir haben zu viele Menschen, die nicht arbeiten.“ Das Probleme bestehe sowohl bei Zuwanderern, wie bei Einheimischen. Man müsse darüber sprechen, „ob nicht jeder ein bisschen mehr machen kann“. Dann kam er auf die Zuwanderungspolitik zu sprechen. „Wir werden aber auch tausende Menschen aus dem Ausland brauchen, die kommen, nicht um die Hand aufzumachen, sondern um Hand anzulegen.“

Herbert Kickl: Die Volkspartei lehnt zurzeit eine Koalition mit dem jetzigen FPÖ-Chef ab.APA/MAX SLOVENCIK

Deshalb fordert Mahrer auch 70.000 Rot-Weiß-Rot-Karten im Jahr – deutlich mehr als bisher. Umgehend folgt die Frage: „Mit der FPÖ, die derzeit ja alle Umfragen anführt, wäre das in einer Koalition aber wohl schwierig umzusetzen, oder?“ Daraufhin Mahrer: „Das glaube ich nicht. Herbert Kickl hat im Sommergespräch mit dem ORF ja selbst gesagt, dass er sich ein Gastarbeiter-Modell vorstellen kann. Er hat verstanden, dass man nicht auf Ausgrenzung setzen kann, und wir fordern das schon lange.“

Kickls Gastarbeiter-Modell für Mahrer eine Option

Auch Mahrer kann sich – so wie Kickl – vorstellen, dass Menschen aus dem Ausland „auf Zeit kommen“. Mahrer: „Das sind die Gastarbeiter-Modelle aus den Siebzigerjahren, die in Zukunft auch in Österreich gut funktionieren können.“

Auf die Frage, ob Blau-Schwarz also seine Präferenz ist entgegnet der WKO-Chef: „Ich habe keine Präferenz.“ Es brauche einfach eine Regierung, „die für das Land etwas weiterbringt. Ich sehe das nüchtern und ehrlich.“ Allerdings sollte eine solche Regierung auch „proeuropäisch“ sein. Von einer „Festung“ hält Mahrer nichts. Für bestimmte Arbeitsanreizmodelle, die anscheinend auch für Kickl denkbar sind, kann sich auch Mahrer erwärmen.