Der ehemalige ÖSV-Generalsekretär Klaus Leistner ist im Zuge des Prozesses gegen den ehemaligen Biathlon-Weltverbandschef Anders Besseberg in den Fokus der Ermittlungen geraten. Besseberg wurde vorgeworfen, Bestechungsgelder in Form von Uhren, Jagdreisen und Prostituiertendiensten angenommen zu haben. Das teilte die dortige Behörde für Wirtschafts- und Umweltkriminalität Ökokrim mit.

Gegen Besseberg wird bereits seit 2017 ermittelt. Dieser hat in der Vergangenheit bereits die Vorwürfe im Zusammenhang mit der Vertuschung russischer Dopingfälle bestritten. Sein Anwalt Christian Hjort erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme an die norwegische Nachrichtenagentur NTB: “Besseberg bleibt dabei, dass er sich nie hat bestechen lassen oder versucht hat, die Anti-Doping-Arbeit der IBU zum Vorteil von jemandem zu beeinflussen.

Die norwegischen Ermittler arbeiteten bei ihren langwierigen Erhebungen über die EU-Agentur Eurojust eng mit österreichischen Behörden zusammen, hieß es von Ökokrim. Im Frühling 2018 hatte am IBU-Sitz in Salzburg eine Razzia stattgefunden. Seither habe man bei der Befragung zahlreicher Zeugen und Beschaffung von Informationen auch mit zuständigen Stellen in Tschechien, Liechtenstein und Kanada zusammengearbeitet. Besseberg trat am 12. April 2018 von seinem Amt als Verbandspräsident zurück.

Ermittlungen gegen Leistner

Gegenüber der Tageszeitung “Standard” bestätigte Leistner, dass er im Herbst 2023 zweimal einvernommen und “als Beschuldigter geführt” wurde. Allerdings betont der ehemalige Vizepräsident der IBU: “”Ich habe nie etwas angeboten bekommen und auch nie etwas angenommen.”

Im konkreten Fall geht es um Untreue und Korruption. Die von einem Recherchenetzwerk, zu dem der Standard gehört, befragte Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) nannte keine Namen und gab keine Auskunft, ob Leistner als Beschuldigter geführt werde. Sie bestätigte aber ein Ermittlungsverfahren gegen ein Unternehmen zur Vermarktung von Sportrechten. Dabei soll es sich um die Gesellschaft Infront Sports & Media handeln, ein internationales Sportmarketing-Unternehmen mit Sitz in der Schweiz. Bei Infront handelt es sich um ein Unternehmen, welches weltweit 900 Mitarbeiter und 40 Niederlassungen in 17 Ländern hat. Im Zusammenhang mit der IBU steht der Vorwurf im Raum, dass kein fairer Wettbewerb ermöglicht wurde. Stattdessen soll Infront bevorzugt worden sein.

Leistner war seit 2006 Mitglied des IBU-Vorstandes, zunächst als Vizepräsident für Finanzen, seit 2019 als Schatzmeister. Für den ÖSV hatte der Jurist (Jahrgang 1945) bis zu seinem Rückzug im Herbst 2020 gearbeitet, über 40 Jahre war er Generalsekretär. Für alle Personen gilt die Unschuldsvermutung.