Die vom oberösterreichischen Ex-ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner gecoachten, weiterhin zweitplatzierten Israelis durften dank Treffer von Manor Solomon (5.), Munas Dabbur (20.), Eran Zahavi (33., 90.) und Shon Weissman (58.) jubeln. Tore von Christoph Baumgartner (42.) und Marko Arnautovic (55.) waren für die Österreicher in einer turbulenten und phasenweise skurrilen Partie zu wenig.

Teamchef Franco Foda hatte im Vergleich zum 2:0 gegen die Republik Moldau gleich fünf Änderungen in der Startformation vorgenommen. David Alaba, Aleksandar Dragovic, Stefan Posch, Alessandro Schöpf und Debütant Phillipp Mwene kamen neu in die Mannschaft, dafür rutschten Andreas Ulmer, Michael Gregoritsch, Philipp Lienhart, Christopher Trimmel und Louis Schaub auf die Ersatzbank. Auch das System wurde adaptiert, die ÖFB-Elf agierte mit einer Dreierkette.

Mit diesen Umstellungen kassierte Österreich erstmals seit dem 2:6 in der EM-Qualifikation vor fast genau zehn Jahren in Gelsenkirchen gegen Deutschland drei Tore in der ersten Hälfte – und das, obwohl zumindest die Leistung in der Offensive nicht verkorkst war. Die ÖFB-Kicker pressten teilweise energisch und verzeichneten dadurch einige Ballgewinne in gefährlichen Zonen, was wiederum zu so mancher vielversprechenden Möglichkeit führte.

Und dennoch wurden die Gäste eiskalt erwischt. In der fünften Minute setzte sich Solomon mühelos gegen Schöpf durch und schlenzte den Ball ins lange Eck, eine Viertelstunde später musste Dabbur nach Stanglpass von Sun Menachem nur noch ins leere Tor vollenden. Der frühere Salzburg-Profi wurde von den eigenen Fans davor und danach bei jedem Ballkontakt gnadenlos ausgepfiffen, weil er im vergangenen Frühjahr während der Unruhen auf dem Tempelberg auf Instagram das Koran-Zitat “Gott wird sich an den Sündern rächen” gepostet hatte.

Zahawi schlägt zu

Und schließlich schlug auch noch Österreich-Schreck Zahavi zu. Der Stürmer nutzte einen katastrophalen Fehler von Dragovic und überwand anschließend ÖFB-Goalie Daniel Bachmann mühelos (33.). Die Foda-Truppe hatte zu diesem Zeitpunkt schon einige Chancen vergeben.

In der 15. Minute scheiterte Schöpf am israelischen Keeper Ofir Marciano, die Nachschussmöglichkeit ließ Marko Arnautovic mit einer stümperhaften Ballannahme aus. In den Sekunden danach entschärfte Marciano Schüsse von Baumgartner und Arnautovic, in der 19. Minute verfehlte Schöpf aus Top-Position das Tor um einige Meter, wieder neun Minuten danach fehlten bei einem Versuch von Konrad Laimer nur Zentimeter. Bereits in der achten Minute war das vermeintliche 1:1 des Leipzig-Profis vom VAR wegen Handspiels aberkannt worden.

So dauerte es bis zur 42. Minute, ehe Österreich anschrieb. Florian Grillitsch spielte einen Idealpass auf den rechtzeitig von einer Knöchelblessur genesenen Baumgartner, der Marciano mit einem Lupfer überwand. In der zweiten Hälfte blieb Dragovic in seinem 95. Länderspiel, das ihn auf eine Stufe mit der “ewigen” ÖFB-Nummer zwei Toni Polster hievte, in der Kabine. Es wurde auf Viererkette umgestellt.

Für Dragovic kam Louis Schaub, der gleich die erste Chance nach Wiederanpfiff vorfand. Sein Schuss aus kurzer Distanz wurde von Marciano mit einem beeindruckenden Reflex über die Latte gewehrt (52.). Drei Minuten später stellte sich der Tormann weniger geschickt an, als er bei einem Schuss von Arnautovic vom Sechzehner das Nachsehen hatte. Mit seinem 29. Länderspiel-Tor zog der Bologna-Stürmer mit der ÖFB-Nummer drei Johann Horvath gleich.

Tore von Baumgartner und Arnautovic waren zu wenig

Ausgerechnet als viel auf eine Wende hindeutete, schlug Israel neuerlich und diesmal entscheidend zu. Schöpf vertändelte den Ball und der kurz zuvor für Dabbur eingewechselte Shon Weissman traf genau ins Kreuzeck (58.). Für den Ex-WAC-Goalgetter war es im 15. Länderspiel das erste Tor.

Von diesem Nackenschlag erholten sich die Österreicher nicht mehr, die ganz großen ÖFB-Gelegenheiten blieben fortan aus. Dafür sorgte Zahavi in der 90. Minute für den Endstand, der Eindhoven-Legionär schoss damit in den jüngsten drei Partien gegen Österreich sechs Tore.

Nicht nur aufgrund des Ergebnisses erinnerte das Match an jenes vom März 2019 in der EM-Qualifikation. Auch damals ließ das ÖFB-Team einige Hochkaräter aus, stellte sich in der Defensive teilweise katastrophal an und wurde schließlich von effizienten Gastgebern überrumpelt. Und auch damals saß mit Andreas Herzog ein Österreicher auf Israels Trainerbank.

Für Alaba und Co. gilt es nun, am Dienstag im Wiener Happel-Stadion gegen den Dritten Schottland wieder in die Spur zu finden. (APA/red.)