Für das Jahr 2021 ist in Wien laut dem Immo-Unternehmen EHL eine moderate Erhöhung der Mieten zu erwarten. Im Schnitt wird die Teuerung zwar nur 1,5 Prozent betragen, in einigen Bezirken ist aber von einem noch stärkeren Preisanstieg auszugehen.

Zahl der Baubewilligungen nahm durch Corona stark ab

Das derzeitige Überangebot an Mietwohnungen in Wien – sowohl im geförderten als auch im freien Bereich – hat allerdings ein Ablaufdatum. Denn: Die Zahl der Baubewilligungen habe Corona-bedingt im letzten Jahr stark abgenommen, erklärte EHL-Chefin Sarah Bauernfeind am Mittwoch in einer Videokonferenz. Dabei wäre das Bauen die beste Garantie für leistbares Wohnen. „Das Beste dafür ist eigentlich Bautätigkeit – je mehr gebaut wird, desto mehr wird es dämpfend auf Preis- und Mietniveau gehen. Das ist besser als jeder Mietpreisdeckel”.

Momentan schlage sich noch die hohe Zahl an Baubewilligungen aus den Jahren 2017 und 2018 in den Fertigstellungen nieder. “Das wird noch zwei, drei Jahre anhalten – dann fehlen uns die Baubewilligungen”, erwartet die Immobilienexpertin. Und weiter befürchtet sie: „Das wird den Markt ganz massiv beeinflussen.” Denn Wien wachse nach wie vor, “allerdings nicht mehr so stark wie etwa 2015 und 2016 – die Geburten- und Zuwanderungsbilanz ist aber nach wie vor positiv”

Wohnungskauf wird spürbar teurer

Der Wohnungskauf dürfte sich heuer gegenüber dem vergangenen Jahr um durchschnittlich 4 bis 5 Prozent verteuern, so die Markteinschätzung. “Es kann durchaus mehr sein – hier wird es auch innerhalb der Bezirksgrenzen große Unterschiede geben”, ist sich die Chefin von EHL Immobilien GmbH sicher. “Institutionelle Investoren haben Interesse an ganzen Objekten.” Das werde zu einem deutlichen Anstieg der Kaufpreise in den kommenden Jahren führen. Denn: Die Zinsen werden niedrig bleiben.

Der Preistreiber bei Eigentum sei “die nach wie vor große Nachfrage” der Institutionellen. “Das führt natürlich dazu, dass die Eigentumswohnungen relativ geringfügig auf den Markt kommen und die Preise in die Höhe gehen.” Die Nachfrage privater Investoren in Wohnimmobilien sei ebenfalls “auf hohem Niveau, kann aber nur bedingt befriedigt werden.”

Wunsch und Wirklichkeit klaffen zunehmend auseinander

Die Immobiliennachfrage hat mittlerweile vorrangig wirtschaftliche Gründe. Das habe sich im Vergleich zur Situation vor der Pandemie verändert, als der treibende Faktor noch der starke Zuzug in die Stadt war.

“Das Thema Wohnen, sich zuhause wohlzufühlen, hat einen neuen Stellenwert gefunden”, unterstreicht Bauernfeind unter Verweis auf Lockdowns und Home-Office. “Wir alle haben mehr Zeit in der Wohnung verbracht denn je.” Wohnen sei als Grundbedürfnis zur Haupttriebfeder der Nachfrage geworden, “getrieben von der Verschmelzung von Arbeit und Wohnen – Arbeitszeit und Freizeit verschwimmen”. Die Menschen bräuchten dadurch mehr Rückzugsmöglichkeiten, aber auch mehr Möglichkeiten für das Arbeiten von zuhause aus.

Das Durchschnittseinkommen und die steigende Zahl an Arbeitslosen sei aber ein limitierender Faktor im Blick auf den Wunsch nach mehr Raum, den viele Menschen verspüren. Die Wohnfläche pro Person sinkt immer weiter, zuletzt auf 36,1 Quadratmeter pro Einwohner in Wien. Beim urbanen Planen in Wien gehe man davon aus, dass die Fläche pro Person noch weiter abnimmt, sagte die EHL-Wohnexpertin und verwies auf den “Trend zu Mikroapartments” infolge begrenzter Einkommen bzw. Haushaltsbudgets. (APA/red.)