Das zweite Jahr der Pandemie neigt sich seinem Ende zu, doch die Coronakrise ist offenbar noch lange nicht durchgestanden. Denn trotz vorhandener Impfstoffe sorgt die Mutationsfreudigkeit des Virus für immer neue Wellen – mit der Omikron-Mutation steht die Welt aktuell vor ihrer jüngsten covid-bedingten Herausforderung, und auch die Debatte um die Impfpflicht tobt lauter denn je.

Inmitten des Lärmens rund um neue Varianten, anrollende Wellen und weitere Lockdowns, sowie Demonstrationen gegen Maßnahmen und geplante neue Gesetzgebungen, sterben nach wie vor Menschen, 13. 462 Österreicher sind seit Ausbruch der Pandemie einer Erkrankung an Corona erlegen. Ihnen, genauso wie jenen zigtausenden Ärzten, Krankenschwestern, Pflegern und anderen Menschen im Dienste von Gesundheit und Pflege, die Tag für Tag an vorderster Front der Pandemiebekämpfung stehen, soll und wird nun am Sonntag mit einer Demo der anderen Art gedacht werden: Und zwar mit einer großen Lichteraktion unter dem Motto #Yes We Care, deren Organisation und Mitmachaufrufe sich in den vergangenen Tagen unter dem Namen “Lichtermeer” verbreitet haben.

Bereits vor einem Jahr – fast auf den Tag genau – erinnerte ein Lichtermeer an Kerzen an alle damals an die bisherigen Opfer der Pandemie. 5.127 Kerzen wurden am 18. Dezember 2020 am Stephansplatz entzündet – für jede und jeden Verstorbenen eine Kerze, Menschen in ganz Europa setzte ein Zeichen der Solidarität.

Mindestens 13.000 Kerzen sollen es am heutigen vierten Adventsonntag, dem 19. Dezember, werden. Unter dem Motto “Yes we care” sollen Kerzen die Wiener Innenstadt entlang des Rings und des Kais in Form eines “Lichterkranzes” beleuchten. Organisiert wird die Aktion vom Innsbrucker Roman Scamoni und dem Wiener Daniel Landau unter dem Dach einer überparteilichen Allianz der Zivilgesellschaft. Unterstützung erfährt sie von Privatpersonen wie auch Organisationen wie der Caritas oder dem Samariterbund, der auch offiziell bereits zum Mitmachen aufrief. Dafür muss man auch nicht zwangsläufig auf die Straße: Auch über Kerzen, die daheim in die Fenster gestellt werden, freue man sich, erklärten die Organisatoren im Vorfeld der Aktion. Jeder Beitrag dazu, Opfern der Coronapandemie, ihren Angehörigen und Pflegenden zu gedenken, ist erwünscht – und auch ein Zeichen gegen Hetze und Antisemitismus wollen die Organisatoren setzen.

Treffpunkt ist für die Lichteraktion, die viele an das legendäre Lichtermeer, welches im Jahr 1993 von SOS Mitmensch organisiert wurde, und über 300.000 Menschen zu einer Teilnahme im Namen der Demonstration gegen Fremdenfeindlichkeit bewegte, erinnert, ist um 18.30 Uhr. Um 19 Uhr sollen die mitgebrachten Kerzen dann entzündet werden. Wer keine Kerze dabei hat, kann natürlich auch mit Handy oder Taschenlampe leuchten. So soll ein riesiger Lichterkranz entstehen, den die ehemalige Skirennläuferin Nicola Werdenigg, die die Aktion unterstützt, auch von oben filmen lassen will.

In einem Interview mit dem “Kurier” betont sie ausdrücklich, dass es sich bei der Aktion nicht um eine Demonstration handle: “Ums geht es um ein Zeichen der Verantwortung, der Solidarität und um ein Miteinander”, sagt Werdenigg, die “das Gemeinsame über das Trennende stellen” will: “Wir wollen einander die Hände reichen – dort, wo es noch geht.“

Es haben sich auch bereits Gegendemonstranten zur Lichteraktion angekündigt, auch die Polizei wird vor Ort sein.