Uli Hoeneß warnt vor einer Übernahme von Saudi Arabien im Weltfußball. “Die Saudis scheinen wirklich wild entschlossen zu sein, den Weltfußball zu beherrschen”, sagte der Ehrenpräsident von Bayern im Interview mit RTL/ntv. Für Hoeneß ist daher klar, dass als Gegenmaßnahme der Fokus wieder auf die eigene Nachwuchsarbeit gelegt werden soll.

Tatsache ist: Saudi Arabien hat den Weltfußball in den vergangenen Monaten völlig auf den Kopf gestellt. Zahlreiche Stars sind in die saudi-arabische Liga gewechselt – für wahnsninnig hohe Transfer-Summen. Zuletzt hat FIFA-Präsident Gianni Infantino die Fußball-Weltmeisterschaft 2034 an das Königreich vergeben.

Transfer-Wahnsinn im Sommer 2023

Im Jänner 2023 glaubte die Fußball-Welt noch, dass es sich um eine Marketingaktion handelt. Doch Saudi Arabien machte ernst und will nun einen Angriff auf den europäischen Fußball starten. Das untermauerte zuletzt auch der Transfersommer 2023. Plötzlich waren es nicht mehr nur die alten Stars, die in die Wüste wechselten. Auch jüngere, noch entwicklungsfähige Spieler folgten dem Ruf des Geldes.

Die Vereine in der saudi-arabischen Pro-League investierten insgesamt etwas unter einer Milliarde Euro in neue Spieler. Außerdem übernahm der saudische Public Investment Fund (PIF) gleich vier Vereine in der heimischen Liga. Außerdem hat man bereits seit Ende 2021 den englischen Klub Newcastle United gekauft. Ein Großteil der Transfergelder 2023 kam England zugute. Doch auch der FC Bayern profitierte vom Transfer-Wahnsinn in Saudi Arabien. So verkaufte man Transferflop Sadio Mane für 30 Millionen Euro.

Zurück zu "alten Werten"

Für Hoeneß ist klar, dass man mit Saudi Arabien einen neuen Gegner hat. “Ich denke, wir haben immer gedacht, dass die Gegner in England sitzen, in Spanien und ein bisschen in Frankreich und Italien,” sagte die Bayern-Ikone im Gespräch mit Monica Lierhaus. “Aber jetzt kommen völlig neue Dinge auf den Weltfußball zu. Jetzt ist plötzlich ein Land wie Saudi-Arabien mit einem unendlich großen Geldtopf aufgetaucht,” fügte Hoeneß hinzu.

Zudem beschreibt Hoeneß die Strategie der Saudis: “Sie versuchen, Weltklasse-Spieler einzukaufen und auch eine richtige Struktur für den Fußball aufzubauen.” Damit würde sich der Wüstenstaat auch von China unterscheiden. Mitte der 2010er-Jahre versuchte man dort, ebenfalls ein eigenes Fußball-Imperium aufzubauen. Doch kurz danach verschwand man tief in der Versenkung. “Die Saudis scheinen wirklich wild entschlossen zu sein, den Weltfußball vielleicht zu beherrschen. Es ist offensichtlich Geld in Hülle und Fülle da. Und wir haben das über unsere Ölrechnung zu bezahlen,” weiß Hoeneß.

Der Fußball müsse seiner Meinung nach wieder auf “alte Werte” setzen. Dabei spricht der Ehrenpräsident der Münchner vor allem die Jugendarbeit an. Wir müssen über eine sehr gute Nachwuchsarbeit versuchen, viele Spieler selbst zu entwickeln. Wir müssen dem also unsere Lebensqualität und Heimatverbundenheit entgegensetzen.”