Die Leitzinsen in der Euro-Zone werden erst einmal nicht weiter steigen, wie Christine Lagarde, die Präsidentin der EZB, klar machte. Damit bleiben sie bei aktuell 4,5 Prozent. Doch wie lange und wann kommt eine Senkung? Zwei entscheidende Fragen, die Lagarde weitestgehend offen ließ.

Nach derzeitiger Datenlage würden die Zinsen „substanziell“ zum Rückgang der Inflation auf den Zielwert von zwei Prozent beitragen, wenn sie „lange genug“ auf diesem Niveau bleiben. Deshalb will die EZB  die Zinsen „so lange wie nötig“ im restriktiven Bereich halten. Damit ist eine Senkung zunächst wohl kein Thema. “Es ist viel zu früh, überhaupt über eine Zinssenkung zu diskutieren”, sagte die EZB-Präsidentin.

Zu Lagardes Aussage über Zinssenkungen merkte Robin Brooks, Chefökonom der Großbankenorganisation IIF in Washington, allerdings etwas ketzerisch an: „Die EZB sagt, es sei verfrüht, die Zinsen zu senken. Das sagt man, bevor man sie senkt.“

EZB sieht schwache Konjunktur bis Ende 2024

Zugleich vermied es Lagarde, eine weitere Zinserhöhung auszuschließen – dies sei von den weiteren Daten abhängig. Entsprechend vage waren die Reaktionen der Märkte und der Experten. Zunächst schien es ausgemacht, dass der Zinsgipfel erreicht ist. An den Aktienbörsen stiegen die Kurse, um anschließend wieder zu fallen.

Die EZB sieht nach Aussage von Lagarde noch bis Ende des Jahres 2024 eine schwache Konjunktur in der Euro-Zone. Danach sollte die Wirtschaft dann besser laufen, weil die weiter nachgebende Inflation die Kaufkraft der Verbraucher stärke.

Die EZB hatte seit Juli 2022 die Leitzinsen von null auf das heutige Niveau angehoben. Kritiker werfen der Notenbank vor, zu spät auf den Anstieg der Inflation reagiert zu haben, der zunächst durch die wirtschaftliche Erholung nach der Eindämmung der Corona-Pandemie und dann im vergangenen Jahr auch durch den Ukrainekrieg ausgelöst wurde.