Magnus Carlsen (31) ist und bleibt der König der Schachspieler. Den Titel des Schachweltmeisters, den sich der Norweger das erste Mal im Jahr 2013, kurz vor seinem 23. Geburtstag, erkämpft hat, den konnte er nun in Dubai zum mittlerweile vierten Mal verteidigen. Das WM-Duell war unerwartet schnell zu Ende, in seinem Verlauf ereignete sich allerdings die längste jemals bei einer Schach-WM gespielte Partie. Möglicherweise war sie sogar vorentscheidend für vorzeitige Ende.

Russlands Großmeister Ian Nepomniachtchi (l.) bewies mehrmals den Willen zum Sieg und Mut – doch ohne Erfolg.APA/AFP/Giuseppe CACACE

Der gleichaltrige Russe Jan Nepomnjaschtschi war diesmal Carlsens Herausforderer – zum ersten Mal. Doch Nepomnjaschtschi tat sich schwer. Schon am Freitag errang Carlsen den vierten Sieg, womit der Zweikampf nach elf von 14 angesetzten Partien bereits entschieden war. Mit nunmehr 7,5:3,5 Punkten hat der Weltrangliste-Erste das Duell vorzeitig beendet. Herausforderer Nepomnjaschtschi könnte maximal noch auf 6,5 Zähler kommen. Carlsen kassiert als Weltmeister 1,2 Millionen Euro Preisgeld, der unterlegene Nepomnjaschtschi 800.000 Euro.

Ian Nepomniachtchi konnte seine Klasse nur in Ansätzen zur Geltung bringenAPA/AFP/Giuseppe CACACE

In der sechsten Partie dürfte die Vorentscheidung gefallen sein. Es war ein epochales Match, das in die Schachgeschichte eingehen wird. Nach acht Stunden bezwang Carlsen seinen Herausforderer. Insgesamt 136 Zügen waren gespielt worden, mehr als bei jeder anderen WM-Partie.

Das dürfte Nepomnjaschtschi gebrochen haben. Es folgten unnötige Fehler in den folgenden Partien, und ein besonders schlimmer in der neunten Partie. Der Herausforderer verlor seinen Läufer. Beobachter sprechen von einem der schlimmsten Patzer der WM-Geschichte.

Ex-Weltmeister Garry Kasparov meinte, die Niederlage in der sechsten Partie sei der psychologische Grund dafür gewesen. Im Endeffekt erkämpfte sich Carlsen den Sieg unerwartet rasch.

Was Carlsen unter anderem auszeichnet ist seine Nervenstärke und seine Fähigkeit, einen leichten Vorteil minutiös auszuschlachten bis zum bitteren Ende. Der regierende Weltmeister zeigt eine Vorliebe für seltene Eröffnungsvarianten. Er will, dass möglichst rasch die Spielstärke entscheidet, und nicht ein besonders gutes Gedächtnis, das zahlreiche Eröffnungsvarianten bis zum 30. Zug im Kopf behält. Darüber hinaus ist Carlsen sehr stark im Endspiel und schaff es scheinbar belanglosen Stellungen, die ganz nach einem Remis aussehen, erstaunliche Zugfolgen zu entlocken.