Ein österreichischer Bundeskanzler wusste es schon vor bald 40 Jahren: “Es ist alles sehr kompliziert” (Fred Sinowatz, 1983 bei der Regierungserklärung). Damals wie heute wird alles vor allem dann kompliziert, wenn die Politik detaillierte Regeln aufstellt, deren Sinn man nicht unbedingt versteht.

Das gilt zurzeit für die Maskenpflicht: Wofür sie noch gut sein soll, versteht keiner mehr: Gerade einmal 1876 Corona-Fälle verzeichnet das Land, das sind 0,03 Prozent der Österreicher. Ob man bei großen Veranstaltungen in Innenräumen Masken trägt, ist ohnehin unklar. Das beweisen auch die SPÖ-Parteitage in Wien und Tirol, die am Samstag zeitgleich über die Bühne gegangen sind.

Ob auf der Bühne oder im Podium: Beim SPÖ-Parteitag Tirol trägt man keine Maske. Im Bild: die SPÖ-Kandidaten der bevorstehenden Tiroler Landtagswahl anlässlich des Parteitages.APA/EXPA/JOHANN GRODER

In Tirol ist nicht auf einem einzigen Foto auch nur eine Person mit Maske zu sehen – unabhängig davon, ob sie gerade Hände schüttelt, applaudiert oder Reden hält. Ganz anders in Wien: Hier ist das Virus bekanntlich gefährlicher. Dennoch nehmen nicht alle die Maskenpflicht in Wien ernster:

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner findet restriktive Maßnahmen meistens besser. Das zeigt auch dieses Foto vom Parteitag mit Ex-Bürgermeister Michael Häupl (l.) und Gewerkschaftspräsident Wolfgang Katzian (M.).APA/HANS PUNZ

Fragen wirft auch das Verhalten des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig (SPÖ) auf, der sich irgendwann in der Rolle des Corona-Hardliners zu gefallen begonnen hat, und seither aus dieser Rolle nicht mehr hinausfindet: Beim provokanten “Heisl”-Sager eines Genossen, der zurzeit für Empörung sorgt, lacht Ludwig Seite an Seite mit Genossen. Am Ende, nachdem die Delegierten Ludwig als Vorsitzenden bestätigt haben, zeigt er sich ganz maskiert – und weit und breit steht niemand neben ihm.

Ludwig bedankt sich bei den Delegierten. Die Freude in seinem Gesicht wird dabei von einer Maske verdeckt.APA/HANS PUNZ
Hätte er nur eine Maske getragen: Dass Ludwig den "Heisl"-Sager lustig findet, ist sofort erkennbar.

Das alles kann man verstehen, wenn man will, man muss es aber nicht verstehen. In Wien bleiben die Dingen auf jeden Fall weiterhin kompliziert.

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