Andreas Tögel: Das Verbrechen von 1971
Politiker und Banker lieben das Fiatgeld. Otto Normalverbraucher dagegen leidet unter der von Regierungen und Banken betriebenen Geldinflation, die eine allgemeine Teuerung nach sich zieht. Die würde bei einem Währungssystem mit (Gold-) gedeckten Währungen nicht eintreten.
Am 15. August 1971 trat US-Präsident Nixon vor die Mikrophone und erklärte in beiläufigem Tonfall das Ende des bis zu diesem Tag bestehenden Rechts fremder Notenbanken, ihre Dollarbestände in Gold umzutauschen. Der zu diesem Zeitpunkt festgelegte Kurs belief sich auf 35 Dollar je Feinunze (am 20. 8. 2021 lag der Preis bei 1.787 Dollar).
Erstaunlicherweise blieben nennenswerten Reaktionen seitens des Auslands auf diese de-facto-Enteignungsaktion aus, die der deutsche Ökonom und Chefvolkswirt der Degussa, Thorsten Polleit, als „Das Verbrechen von 1971“ bezeichnet.
Im historischen Kontext betrachtet, stand die Maßnahme in direktem Zusammenhang mit den militärischen Abenteuern Washingtons (zuerst in Korea, danach in Vietnam) die Unsummen verschlangen und die mit der Notenpresse finanziert wurden. Damit einher ging ein Vertrauensverlust in die Weltleitwährung Dollar, die seit der 1944 in Bretton Woods abgehaltenen internationalen Währungskonferenz, die Basis eines Systems fester Wechselkurse bildete.
Der französische Staatspräsident Charles De Gaulle hatte schon in einer im Jahr 1965 gehaltenen Rede angekündigt, die Dollarreserven seines Landes in Gold einwechseln zu wollen – was in der Folge auch tatsächlich geschah. Da aber bereits zu diesem Zeitpunkt die im Ausland zirkulierenden Dollarmenge den Wert der amerikanischen Goldreserven überstieg, bedeutete das einige Jahre später von Nixon erklärte Ende des Einlösungsversprechens eine Flucht nach vorne, um das Schlimmste zu verhindern.
Was den meisten Zeitgenossen nur ein Schulterzucken wert ist, ist indes von größter Bedeutung. Denn auch wenn das Bretton-Woods-System keineswegs einem Goldstandard entsprach, so war doch über die auf dem Dollar gegründete „Pyramide“ der übrigen Weltwährungen eine Restbindung an ein nicht beliebig vermehrbares Gut – nämlich das Gold – gegeben.
Gold ist Geld – alles andere ist Kredit (J. P. Morgan)
Der altösterreichische Ökonom Ludwig von Mises, erklärt in seiner 1912 veröffentlichten Habilitationsschrift „Die Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel“, mit seinem „Regressionstheorem“, wie Geld entsteht und dass es sich in jedem Fall um ein allseits begehrtes, leicht tauschbares (liquides) Gut, eine Ware, handelt. Es ist ein Phänomen der jüngsten Neuzeit, dass inhärent wertlose, bunt bedruckte Zettel zu Geld avancieren.
Der Goldbestand beläuft sich derzeit weltweit auf ca. 174.000 Tonnen, was einem Würfel mit rund 21 m Seitenlänge entspricht. Das übersteigt die jährlich geförderte Menge um das etwa 65-fache. Diese hohe „Stock-to-flow-Ratio“prädestiniert das gelbe Metall, zusammen mit seinen Eigenschaften selten, beständig, leicht prüf- und teilbar zu sein, dazu, als Geld verwendet zu werden. Dass die Lagerstätten begrenzt sind und seine Förderung mit erheblichen Kosten verbunden ist, limitiert die verfügbare Menge.
Wenn wir gegenwärtig zunehmende Kaufkraftverluste der Papiergeldwährungen erleben, so ist das dem Umstand geschuldet, dass diese jederzeit so gut wie kostenlos und in jedem politisch gewünschtem Maße vermehrt werden können. Betrachtet man die weltweite Entwicklung der Geldmenge, so hat diese seit dem Jahr 1971 sprunghaft zugenommen – weil in dem seither bestehenden, reinen Fiatgeldsystem eben jedes Korrektiv fehlt.
Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück – Null (Voltaire)
Dass der Propagandist der Staatsverschuldung schlechthin, John Maynard Keynes, wie schon andere vor ihm, den Goldstandard als „barbarisches Relikt“ bezeichnete, kann nicht verwundern. Ein Warengeldsystem hindert den politisch-finanzindustriellen Komplex nämlich wirkungsvoll daran, die Geldmenge über jedes vernünftige Maß hinaus von der Realwirtschaft zu entkoppeln und ausschließlich ihren eigenen Interessen dienstbar zu machen. Daher lieben Politiker und Banker das Fiatgeld. Otto Normalverbraucher dagegen leidet unter der von Regierungen und Banken betriebenen Geldinflation, die eine allgemeine Teuerung nach sich zieht. Die würde bei einem Währungssystem mit (Gold-) gedeckten Währungen nicht eintreten.
Andreas Tögel, geboren 1957, ist gelernter Maschinenbauer und ausübender Kaufmann. Tögel sieht sich als Libertären und im Hayekschen Sinne als „second hand dealer of ideas“.
Kommentare
Naja, dafür dass es 1971 ein so schwerer Fehler gewesen sein soll, haben wir in den industrialisierten Staaten 50 Jahre verdammt gut gelebt. Für die Wirtschaft ist eine moderate Inflation, wie es Zielkorridor der Zentralbanken ist, einfach wesentlich besser als absolute Geldwertstabilität. Die fatale Nebenwirkung des guten Wachstums liegt allerdings möglicherweise darin, die fossilen Kohlenstofflager in einem sehr kurzen Zeitraum in die Luft zu blasen.
Gold ist zwar die traditionelle Werteinheit, allerdings gibt es in Wirklichkeit nur einen einzigen tatsächlichen Wert: Energie, sie ist die Basis von allem und jedem. Leider ist sie halt schwer zu handhaben, so dass man Umwege, wie eben über Gold, gehen muss. Bitcoins dagegen sind, da immer substanzlos, reines Spekulationsobjekt.
Die USA haben das erkannt und sichern sich mit gewaltigem, nur durch die Dollarprivilegien finanzierbaren, militärischem Aufwand die Kontrolle über die ergiebigsten Weltregionen. Und der Erfolg liegt seit 1971 auf der Hand…
Danke für Ihren wie immer sehr informativen Artikel.
Bitcoin hätte ja die Basis nun als nicht inflationierbare Hartwährung zu dienen. Aus diesem Grund ist aber auch zu befürchten dass die Staatsapparate ihn früher oder später verbieten werden. Das totalitäre China haben ja schon damit begonnen.
Ich weiß nicht, wie weit man sowas wirklich verbieten kann. Gerade Bitcoin ist ja leicht zu verstecken. Der Handel damit ist halt etwas umständlich, wenn das im Land nicht gemacht werden darf.
Eine Währung muss inflationierbar sein, wenn damit auch Zinsen gezahlt werden, ansonsten bricht diese nach ein paar Jahrzehnten zusammen, was eben früher mit Gold oder anderen Werten als Währung regelmäßig passiert ist.
Bitcoin und Ähnliches sind vom Charakter her Ware – auch wenn die Ware in dem Fall nicht körperlich ist -, so wie Gold. Da richtet sich der Preis nach Angebot und Nachfrage. Vor allem bei Bitcoin, was ja sehr bekannt ist, ist nicht zu erwarten, dass das irgendwann noch wertlos wird. Sofern halt der Code nicht zu knacken ist.
Das klingt gut, aber wie soll das funktionieren? Wenn alle Währungen auf Goldstandard umstellen, wieviel kostet dann eine Unze Gold, wenn nur 170.000 Tonnen davon da sind?
Ich glaube auch nicht, dass man überhaupt einen Überblick haben kann, wieviel Gold vorhanden ist. Manche Familien sparen seit Jahrhunderten. Beispielsweise Bauern und (frühere) Adelige. Bauern haben sich in schlechten Zeiten – und das war nicht selten – ein paar Eier mit Gold oder Schmuck bezahlen lassen. Adelige erst recht.
Zeitweise war der Besitz von Gold verboten. So weit ich mich erinnere bis in die 1980er-Jahre. Da hat doch niemand angegeben wieviel Gold er – illegal – besitzt.
Angeblich – habe ich schon mehrmals gelesen – soll der Goldbestand von Russland unbekannt sein.
Man hat sich ja auch beim Erdöl kräftig verschätzt. Damit sollte es ja bis zur Jahrhundertwende vorbei sein. Jetzt spricht man davon, dass es vielleicht noch 100 Jahre reicht beim aktuellen Verbrauch. Und das sind ja ganz andere Mengen-Dimensionen, die erheblich leichter abzuschätzen wären als die gesamte Goldmenge.
Wenn der Goldkurs weiter steigt, wird mehr abgebaut werden. Das macht man ja nur dann, wenn der Abbau weniger kostet als das dadurch gewonnene Gold. Irgendwann ist dann der Goldkurs so hoch und die Technik so weit, dass man in den Gebirgen in den Meeren nach Gold suchen wird.
Also ich bin nicht so sicher, dass die Idee mit der fixen Größe des vorhandenen Goldes funktionieren kann.
So richtig ist es eh nicht möglich. Das wäre es ja nur, wenn auf dem Geldschein nicht nur ein Betrag steht, sondern auch, wieviel Gold oder Silber man für den Geldschein bekommt. Da man das Geld aber ständig wegen der Zinsen abwerten muss, bringt das letztlich nichts. Weil dann kann man genauso sagen: Ja Sie bekommen Gold dafür. Aber jetzt halt 1 Unze für 1 Million Euro.