In einer solchen Lage schlägt die Stunde der Populisten: Preisregelungen, Mietpreisbremsen, Unterstützungszahlungen und – bei Linken besonders beliebt – Substanzsteuern müssen ihrer Meinung nach her, um den Turbokapitalismus zu zähmen und dem angeblichen „Marktversagen“ entgegenzuwirken. Gäbe es hierzulande eine Volksabstimmung zu diesen Plänen, würde sich zeigen, dass die krausen Ideen von Marx, Engels und Lenin, vermutlich mehrheitsfähig sind.

Das ist auch nicht verwunderlich, da nichts leichter fällt, als ein real existierendes, gutes, aber eben nicht perfektes System wie die Marktwirtschaft, mit einer am Reißbrett konstruierten Utopie zu kontrastieren, in der alles läuft wie im Paradies: Kein Arbeitsleid, kein Stress, kein Mangel, keine Existenzängste und eine ebenso allwissende wie gutmeinende Obrigkeit, die selbstlos fürs Wohl jedes Einzelnen sorgt. Dumm nur, dass es all das seit der Vertreibung der Menschen aus dem Garten Eden nie gegeben hat und nie geben wird. Denn das Leben im irdischen Jammertal war und ist ein unter Knappheitsbedingungen, da die Summe der Ansprüche stets die Möglichkeiten zu deren Verwirklichung übersteigt. Wer behauptet, sich darüber hinwegsetzen zu können, ist ein Idiot, ein Scharlatan oder er führt Böses im Schilde.

Die erste Lektion der Ökonomie ist die Knappheit: Es gibt niemals genug von irgendetwas, um alle befriedigen zu können, die es haben wollen. Die erste Lektion der Politik ist die Nichtbeachtung der ersten Lektion der Ökonomie.“ (Thomas Sowell, geb. 1930)

Markt schlägt Plan

Friedrich August Hayek, einer der wenigen österreichischen Nobelpreisträger, erhielt anno 1974 die begehrte Auszeichnung für seine bahnbrechende Arbeit zur Preistheorie. Preise, so seine Erkenntnis, liefern unverzichtbare Signale, um Knappheit zu signalisieren und eine bestmögliche Ressourcenallokation zu ermöglichen. Beispiel: Steigen die Preise für Hemden, während sie für Blusen fallen, wird das die Produzenten zu entsprechenden Konsequenzen veranlassen. Die Möglichkeit, mit Hemden höhere Gewinne einzufahren als mit Blusen, wird ein höheres Angebot der ersteren und ein niedrigeres der letzteren zur Folge haben.

Die Abwesenheit von Preissignalen in einer Planwirtschaft, ist einer der entscheidenden Gründe für deren Ineffizienz und Misswirtschaft. Der Wettbewerb der Systeme ist entschieden: Markt schlägt Plan. Immer. Überall. Niemals – auch nicht mit den leistungsstärksten Computern und/oder dem Einsatz künstlicher Intelligenz – wird es möglich sein, jederzeit Millionen von sich laufend verändernden Präferenzen der Marktteilnehmer abzubilden, und daraus die richtigen Produktions- und Distributionsentscheidungen abzuleiten. Die Summe der aus Konsumentenentscheidungen resultierende Preissignale indes, kann das leisten.

Die Ursachen von Preisveränderungen können unterschiedlicher Natur sein. Steigen gleichzeitig alle Preise (man spricht dann von einer Preisinflation), ist die Ursache in 100 von 100 Fällen monetärer Natur – d. h., es gab eine Geldmengenausweitung, die nicht mit dem Warenangebot im Einklang stand. In einem nicht manipulierten Warengeldsystem ist eine derartige Inflation unmöglich, da die „natürlich“ begrenzte Geldmenge sicherstellt, dass die Kaufentscheidungen daran ausgerichtet werden müssen, weil etwa goldbasiertes Geld, im Gegensatz zu papierenem oder elektronischem Fiatgeld, nicht beliebig vermehrbar ist. Bei gegebener Geldmenge mehr für Produkt A auszugeben, bedeutet, bei Produkt B Kaufzurückhaltung üben zu müssen – und vice versa.

Planwirtschaftliche Politik hat die Malaise herbeigeführt

Gegenwärtig stecken wir in einer Doppelmühle: Einerseits leiden wir unter den Konsequenzen einer hemmungslosen Geldmengenausweitung, die mit dem Ende der Goldpreisbindung des US-Dollars (1971) Fahrt aufnahm, und die seit der Immobilienkrise 2007/2008 explosionsartig gesteigert wurde. Erst vor kurzer Zeit haben die Notenbanken begonnen, diese Politik zu korrigieren – zu zögerlich und zu spät. Andererseits haben die wirtschaftsfeindlichen Regierungsdiktate im Gefolge der „Corona-Pandemie“, und die Boykottpolitik nach Beginn des Ukrainekrieges, für eine drastische Reduktion auf der Angebotsseite gesorgt, besonders bei fossilen Energieträgern. Darüber hinaus, wirken „kaufkraftstärkende Maßnahmen“, also Zuschüsse an Haushalte, und Unterstützungszahlungen an Unternehmen, in dieselbe – falsche – Richtung. Ergebnis ist eine hochtoxische Mischung aus Geldüberhang und Warenknappheit. Die daraus resultierende Teuerung fällt entsprechend dramatisch aus.

Planwirtschaftliche Politik hat diese Malaise herbeigeführt. Wer in dieser Lage behauptet, der Teuerung mit planwirtschaftlichen Instrumenten begegnen zu können, will ein Feuer mit Benzin löschen. Denn die damit verbunden Konsequenzen werden ignoriert: Beispielsweise führen Preisdiktate auf dem Wohnsektor, zu einer weiteren Angebotsverknappung, wie man sie eben im rotrotgrün regierten Berlin bewundern kann. Direkte Zuwendungen an die Haushalte und überhöhte Lohnabschlüsse (wie zuletzt hierzulande gesehen), gehen unmittelbar in den Konsum und wirken ebenfalls als Preistreiber.

Vor allem aber haben all diese Maßnahmen nichts mit freien Entscheidungen der Marktteilnehmer zu tun, sondern werden von der Regierung gewaltsam durchgesetzt. Am Ende steht die Systemfrage: Markt oder Plan – Freiheit oder Knechtschaft?

Wer meint, der Kommandowirtschaft – etwa im Hinblick auf „leistbares Wohnen“ – den Vorzug geben zu müssen, sollte sich eine Rundreise durch Kuba gönnen, ein Land, in dem die Mieten seit 65 Jahren strikt reguliert werden. Nach wenigen Blicken auf die dort vorhandene Bausubstanz, wird jedermann klar sein, wohin Planwirtschaft führt.

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Kommentare

  • Heimgarten sagt:

    Wie sagte schon Ludwig von Mises: Armut wird es immer geben. Aber ich bin lieber im Kapitalismus arm, als im Sozialismus. Denn dieser nimmt dir auch noch alle Freiheit und verknechtet dich.

  • Tom sagt:

    Ein System deren Ziel die Gewinnmaximierung ist , wird am Ende nur eines produzieren , unvorstellbar reiche Minderheiten , eine immer kleinere Mittelschicht und katastrophale Armut für den größten Teil der Menschheit .
    Im Vorzeigeland der westlichen Wirtschaftslehre , den USA , können sich Zweifler einige Denkanstöße holen .

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  • Franzi sagt:

    Der Sozialismus ist nicht tot zu kriegen.
    Zu süß schmeckt das Gift der und in Aussicht gestellten Wohltaten ohne sonderliche Anstrengung.

    Freundschaft

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  • AppolloniO sagt:

    Es ist erschreckend. Tögels Theorien sind soo einfach, erstes Semester VWL.
    Trotzdem meinen Millionen den Plan dem Markt und die Abhängigkeit der Freiheit den Vorzug geben zu müssen, gestärkt durch das Geschwurbel unserer Einheitsmedien.

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  • Gustav Gans sagt:

    Wie immer treffend und richtig! Schade, dass dieses grundsätzliche Verständnis bei Politikern (und auch Ex-Politikern – siehe zB Cap/Westenthaler) einfach fehlt. Man hört dort allenthalben nur, dass man jetzt, angesichts dieser außerordentlichen Krise, eben mit staatlichen Maßnahmen eingreifen müsse, weil der Markt für solche Situationen nicht geschaffen sei.
    Das ist natürlich Unsinn. Die momentanen Verwerfungen haben ausschließlich staatliche Ursachen:
    Zulassung aburder und inkompatibler Migration, brutale Steuerlast, überbordende Regulierung und wirtschaftsfeindlich überzogene angebliche Anti-Geldwäschevorschriften, Inflation durch staatlich gewünschte Niedrigzinspolitik und “Quantitative Easing” der Notenbanken, Subventionsunkultur und Geldgeschenke, Green Madness (alias “Klimawende”) und selbstschädigende Russlandsanktionen. Fertig ist der giftige Cocktail.
    Nur der Blindheit, Dummheit und gehorsamen Ergebnheit der Bevölkerung ist es zu verdanken, dass die Politik angesichts dessen immer noch das “Wohlfühlmittel” der staatlichen Hilfe und Intervention weitgehend erfolgreich verkaufen kann.

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  • JA sagt:

    Das ist der Lauf der Dinge – wieder einmal sehr gut beschrieben. Und es wird mit Auf- und Abs so weiter gehen weil sich die gefallene menschliche Natur (X-mal bewiesen) nicht aus menschlicher Kraft grundlegend ändert. Die Hoffnung liegt da alleine bei jenem der es am Anfang gut geschaffen hat, bis es halt der Mensch besser wissen wollte und das Desaster auf das wir zurück und voraus blicken seinen Anfang nahm.

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  • Wetterfrosch sagt:

    Herr Tögel, Sie haben absolut recht mit Ihren Zeilen. Alles hat Vor- und Nachteile. Leider bewegt man sich in der Evolution derzeit rasant im Retourgang. Nicht, weil der Mensch partout keine Weiterentwicklung will. Sondern, weil die Weltpolitik und Weltwirtschaft immer die Rosinen aus dem Kuchen picken, um noch mehr Gewinne erzielen zu könnnen. Dafür ist jedes Mittel recht. Derzeit agiert man mit Gesetzen, Verboten, Regelungen – ganz, wie es im Kommunismus war und man stellt diesen als positiv dar mit Aussagen, dass es dann jedem gleich (schlecht) ginge. Das Kapital der Bevölkerung wird mit einer Grün-Ideologie zur Elite hin verschoben. Unter dem Deckmantel des Bevölkerungsschutzes wird allerlei Schindluder getrieben. Ein offener Markt hat den Vorteil, dass sich jeder mit Mühe etwas erarbeiten kann. Der Nachteil beginnt, sobald es politische Gruppierungen gibt, welche den offenen Markt durch einen Plan ersetzen will. Nun spüren wir alle die Kollission dieser unvereinbaren Ziele. Meine Generation hat einst in den 80ern für Freiheit und Rechte gekämpft. Unsere Vorgenerationen kämpften sogar für wesentlich wichtigere Themen wie z.B. Wahlrecht, Demokratie und vieles mehr. In nur kurzer Zeit wird all dies zunichte gemacht. Aus Hab- und Machtgier der Elite. Tragisch ist, dass die Bevölkerung zusieht, ohne dagegen aktiv etwas zu unternehmen. WIR ALLE können die Wege so ebnen, wie wir leben wollen und nicht, wie uns ein Plan gebietet leben zu dürfen. Mit all den Vor- und Nachteilen.

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    1. alfred1910 sagt:

      grundsätzlich ok, aber mit Habgier der Elite hat das Ganze,wie auch Herr Tögel ausführt, wenig zu tun

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  • Romy sagt:

    Der Herr Troegl scheint nicht zu wissen, dass die größten Planer .. die Konzerne sind! .. und wenn die Zahlen unzufrieden sind.. dan wird der “Markt” manipuliert .. solange er vom Konzern beherrscht wird.

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    1. JA sagt:

      Ich bin sicher dass Herr Toegel einiges mehr weiß als ihr wenig fertig gedachtes Halbwahrheiten-Fragment, dass für Sie scheinbar die ultimative Erleuchtung darstellt.

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    2. Skeptiker sagt:

      Die Zeiten in welchen Nachfrage das Angebot steuert sind schon lange vorbei. Großkonzerne kaufen kleinere Betriebe auf und sie werden mit Sack und Pack in Billiglohnländer abwandern. Damit ist ein Ruin unserer regionalen Wirtschaft sicher und die Arbeitslosigkeitsanzahl wird rasant steigen. Die EU plant Billigimporte, die im EU-Raum teuer verkauft werden sollen an Menschen, die verarmt sind und sich nichts mehr leisten können. Damit ist die offene Marktwirtschaft dem Plan gewichen und die grüne Ideologie geht auf mit einem Umweltschutz im EU-Raum, weil sich keiner mehr was leisten kann. Das alles nicht aus betriebswirtschaftlichen Gründen sondern aus rein politischen.

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  • Eva T. sagt:

    “Substanzsteuern”: Also eine Zusatzsteuer bezahlt von Menschen, die ohnehin Jahr für Jahr den höchsten Einkommenssteuersatz von 55% zahlen, damit sie ihre erarbeiteten Betriebe, Immobilien und Vermögen benützen dürfen. Und das alles, damit Menschen, die gar keine Steuern zahlen, weiter in ihrem Status verharren und zum Nulltarif wohnen können – ich denke, das ist in etwa die “Gerechtigkeit”, die Babler und Genossen vorschwebt.

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