Die Ukraine hat neuerlich Russlands Hauptstadt mit einer Drohne angegriffen. Das berichtete zumindest Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin. In der Nacht auf Freitag hätten russische Streitkräfte die Drohne abgeschossen, teilte Sobjanin am Morgen via Telegram mit. Es gebe weder Schäden noch Verletzte. Details nannte er nicht.

Ebenso teilte das Verteidigungsministerium in Moskau in der Früh mit, dass „der Versuch des Kiewer Regimes, einen Terroranschlag zu verüben“, vereitelt worden sei.

Drohnenangriffe bereits zu Wochenbeginn

Zuletzt war die russische Flugabwehr nach offiziellen Angaben in Moskau am 24. Juli aktiv gewesen. Dabei wurden zwei Drohnen zum Absturz gebracht, eine fiel auf eine Straße, die zweite krachte in das Gebäude eines Geschäftszentrums, wo Fenster zerbarsten, aber niemand verletzt wurde. Der Kreml erklärte, dass zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen nicht nötig seien, weil die Flugabwehr ständig im Einsatz sei.

Diese Drohnenangriffe gingen auf das Konto von Kiew, erklärte zu Wochenbeginn ein anonymer Beamter des ukrainischen Verteidigungsnachrichtendienstes gegenüber CNN. Der ukrainische Minister für digitale Transformation hat sich ebenfalls zu dem Angriff bekannt. Mykhailo Fedorov, dessen Ministerium den Beschaffungsplan für die „Drohnenarmee“ seines Landes beaufsichtigt, erklärte, es werde weitere Angriffe geben.

Montag, 24. Juli: Blick auf den Schauplatz des Angriffs zweier ukrainischer Drohnen in Moskau. Auch damals wurden keine Todesopfer oder Verletzten gemeldet.Sefa Karacan/Anadolu Agency via Getty Images

Angriff auf Krim-Brücke mutmaßlich mit US-Unterstützung

Besonders viel Aufsehen hatte am 17. Juli der Angriff von zwei Tauchdrohnen auf die Brücke von Kertsch erregt. Das 19 Kilometer lange Bauwerk verbindet die Krim mit Russland und wurde im Mai 2018 eröffnet, wobei Putin selbst das erste Fahrzeug fuhr, das die Brücke überquerte.

Die Ukraine hat die Brücke bereits im Oktober 2022 mit einer Tauchdrohne angegriffen, doch wurde sie innerhalb von sieben Monaten wieder vollständig repariert. Beim jüngsten Angriff wurde ein Ehepaar getötet und dessen Kind verletzt. Die Schäden an einer der Autospannweiten waren offenbar schwerwiegend.

Dem US-Journalisten Seymour Hersh zufolge soll die US-Administration Biden für beide Anschläge entscheidend gewesen sein. „Natürlich war es unsere Technologie“, erklärte ein anonym bleibender Beamter der US-Geheimdienste gegenüber der Reporterlegende. „Die Drohne war ferngesteuert und halb untergetaucht – wie ein Torpedo.“ Über mögliche Vergeltungsmaßnahmen sei nicht nachgedacht worden. „Was wird Putin tun? So weit denken wir nicht“, sagte der Beamte laut Hersh. „Unsere nationale Strategie ist, dass Selensyj tun kann, was er will.“

Nach dem Angriff Mitte Juli muss die Brücke neuerlich repariert werden.
Star-Journalist Seymour Hersh hat neuerlich mit einem anonym bleibenden US-Beamten gesprochen.

Unklar, wie Putin reagieren wird

Moskau beschießt schon seit dem Vorjahr die ukrainische Hauptstadt Kiew mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern. Insofern erscheint es wenig verwunderlich, dass Kiew wenig Hemmungen hat, auch Russlands Hauptstadt ins Visier zu nehmen. Allerdings sollen Personen in den amerikanischen Geheimdiensten durchaus besorgt sein über Putins bevorstehende Reaktion auf die jüngsten ukrainischen Drohnenangriffe im Zentrum Moskaus. Noch heftigere Anschläge auf Kiew würden befürchtet. Anlässlich des Angriffs auf die Krim-Brücke hat Putin das Getreideabkommen aufgekündigt.

Der anonym bleibende US-Beamte, auf den sich Hersh bezieht, hat offensichtlich keine hohe Meinung von Kiew und der Politik der Biden-Administration: „Selenskyj hat keinen Plan, außer durchzuhalten.“