Ein knapp dreiminütiger Werbe-Clip für die Stadt Linz spaltet die Gemüter. Die Einen finden ihn witzig, provokant und kreativ. Andere beklagen, dass er ein falsches Bild der Stahlstadt vermitteln, geschmacklos sei und über das Ziel hinausschießen würde. Zu Letzteren zählt auch SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger. Er beklagte sich darüber, dass die neue Kampagne “total misslungen” sei. Er behauptete zudem gegenüber den OÖN, dass er das Video vorab gar nicht gekannt und erst nach der Veröffentlichung im Internet das erste Mal gesehen habe. Der Tourismusverband habe hier in Eigenregie gehandelt, so der Stadtchef. Der Verband hält dagegen: “Wir haben das Video vorab Mitarbeitern des Bürgermeisters gezeigt.” Jetzt werden immer mehr Stimmen laut, die vermuten, dass es sich um ein abgekartetes Spiel handeln könnte, um maximale Aufmerksamkeit für den Clip zu generieren.

"Linz stink" – durchaus eine fragwürdige WerbebotschaftVisit Linz

“Ich glaube ja, die Reaktionen aus der Stadtpolitik zum ‘Linz ist Linz’-Video gehören ja zum Spot. Die sind wahrscheinlich grad beim Einsprechen und Drehen von teil 2”, vermutet etwa die früherer SPÖ-Nationalratsabgeordnete Sonja Ablinger mit einem Augenzwinkern auf Twitter – immerhin eine Parteikollegin von Bürgermeister Luger. Auch der Unternehmer Harald Kapper hat die besondere Rolle des Stadtchefs in der Kontroverse bemerkt: “Als OÖ Kind bin ich voreingenommen – find das Linz-Video super und perfekt ins Sommerloch der Medienblase gesetzt. Bürgermeister macht auch gut mit und Wind.” Er lobt perfektes Marketing. Ein anderer Twitter-Nutzer merkt zudem an, dass der Linzer Stadtchef grundsätzlich ein Mensch mit Humor sei. Auch er vermutet, dass die Reaktionen “part of the game” sind.

Auch eine Plakat-Serie gehört zur KampagneVisit Linz

Denn dass der Bürgermeister so rein gar nichts von der Stoßrichtung der immerhin von öffentlichem Geld finanzierten Kampagne mitbekommen habe, dürfte äußerst unwahrscheinlich sein. Zusätzlich sind nämlich auch Plakate eingeplant gewesen, auf denen groß geschrieben steht “Linz ist ruiniert”, “Linz ist Lost” oder “Linz ist grauslich”. Und der Bürgermeister wusste davon wirklich nichts?

Schon über 200.000 Aufrufe auf YouTube

Jedenfalls ist die Rechnung für die kreativen Köpfe von “Visit Linz” voll aufgegangen: Die Debatte um das Werbevideo hat es nicht nur in die ZiB2 geschafft, auch auf Twitter war der Hashtag #LinzistLinz auf der Top-Platzierung. Auf YouTube rangierte das Video bisweilen unter den drei erfolgreichsten Beiträgen aus Österreich. Es hat mittlerweile über 200.000 Aufrufe binnen weniger Tage. Selten erreichte wohl ein Image-Video einer österreichischen Landeshauptstadt mehr Aufmerksamkeit.

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