Beeindruckend: Letzte Aktion von Hermann Nitsch mit lateinischer Totenmesse
Die Abschiedsfeier von Nitsch wurde gleichzeitig zur letzten Aktion des Ausnahmekünstlers. Dazu gehörten eine Messe in lateinischem Ritus, ein Schüttbild auf dem Altar, ein prominenter Ministrant, eine reich geschmückte Stiertrage aus dem “Orgien Mysterien Theater”, eine lange Prozession zu Schloss Prinzendorf.
Der am 18. April gestorbene Aktionskünstler Hermann Nitsch ist am Nachmittag zu Grabe getragen worden. Pater Friedhelm Mennekes zelebrierte in der Kirche von Prinzendorf die Totenmesse auf Latein. Der Altar war mit einem Schüttbild des weltberühmten Künstlers geschmückt, Nitsch selbst in einem schlichten Holzsarg davor aufgebahrt. Unter den zahlreichen Gebinden befanden sich auch Kränze des Bundespräsidenten sowie der Niederösterreichischen Landeshauptfrau.
Messgewänder dem Oeuvre von Nitsch entnommen
Die Abschiedsfeier, der Begräbniszug und die Beisetzung wurde zur letzten, beeindruckenden und bis ins Letzte durchgestalteten Aktion eines Künstlers, der orgiastische Elemente archaischer Rituale und die strengen Riten der katholischen Kirche in seiner Arbeit gleichberechtigt vereint hatte. Die Messgewänder – der Journalist Michael Fleischhacker fungierte als Ministrant – waren offenbar dem reichen diesbezüglichen Oeuvre von Nitsch entnommen und mit roter bzw. gelber Farbe bearbeitet.
"Ich weiß von seiner gläubigen Seele"
“Wir kommen zusammen in Trauer – und doch ist es ein Fest”, sagte Mennekes eingangs der Messe. “Ich rede von Hermann Nitsch, um dessen gläubige Seele ich weiß.” Er erinnerte daran, dass Nitsch am zweiten Ostertag gestorben sei und dass er in seinem künstlerischen Werk ebenso das Schauen in den Abgrund wie die Hoffnung auf das Paradies verarbeitet habe. Die Feier fand im engeren Kreis von Familie, Freunden und Kollegen statt. Unter den rund 150 Trauergästen waren NÖKU-Chef Paul Gessl, das Sammler-Ehepaar Agnes und Karlheinz Essl, die Museumsdirektorin und Nitsch-Biografin Danielle Spera, die Galeristinnen Miryam Charim und Ursula Krinzinger und der sichtlich getroffene niederösterreichische Alt-Landeshauptmann Erwin Pröll.
Prozession durch prächtige Allee
Auf einer großen, mit Blumen reich geschmückten Stiertrage, einem Holzgestell, wie es als Aktionsgerät im Rahmen des “Orgien Mysterien Theaters” immer wieder in Verwendung war, wurde der Sarg anschließend in einer Prozession von rund drei Dutzend Freunden (darunter dem Künstler Erwin Wurm) zum Schloss Prinzendorf getragen. Ein letzter Liebesdienst, der ganz offenbar buchstäblich schwer wog, wie das oftmals notwendige Absetzen der Trage zeigte. Unter dem Kommando “An die Griffe. Hoch. Und: Vor!” ging es in mehreren Etappen weiter Richtung Schloss und durch die prächtige Allee unter Pfauen-Rufen in den Schlossgarten.
Das Schloss war von Nitsch 1971 angekauft und in der Folge restauriert worden. Es wurde zum wichtigsten Wohn- und Schaffensort des Künstlers, 1998 zum Aufführungsort seines 6-Tage-Spiels und nun zur letzten Ruhestätte.
6-Tage-Spiel soll Ende Juli stattfinden
In einer in den vergangenen Tagen angefertigten einfachen Gruft im Schlosspark wurde der Künstler, der als Mitglied der Wiener Aktionisten begann, in der Folge Text, Musik, Malerei und Performance zu einem einzigartigen Gesamtkunstwerk verknüpfte und 83 Jahre alt wurde, seinem Wunsch gemäß zur letzten Ruhe gebettet.
Die ersten beiden Tage des im Vorjahr coronabedingt abgesagten neuerlichen 6-Tage-Spiels sollen am 30. und 31. Juli dennoch stattfinden – nun ohne ihren Schöpfer.
Kommentare
Statt Weihwasser wurde vielleicht Blut verwendet?
RIP und hoffentlich gibt’s keine Auferstehung oder Reinkarnation des Künstlers
War die Hanni mit dem Erwin und dem Goldesel auch anwesend?
Ein Begräbnis als letzte Selbstinszenierung…. kann man machen, ist halt Geschmacksache.
Die Kirche sollte sich aber nicht unbedingt miteinspannen lassen.
Man hätte beides sauber trennen müssen will man als Kirche nicht Teil einer Inszenierung und somit Statist in einem Schauspiel werden.
Man wird sich bald wundern welche mystische Höchstleistungen der Katholizismus noch erreichen kann. Schloß Prinzendorf war bereits zu seinen Lebzeiten ein Walfahrtsort. Von Wunderheilungen wird zu berichten sein und eine alsbaldige Seligsprechung steht im Raum. In Demut neigen wir unser Haupt vor den ergreifenden Werken dieses gottbenadeten Propheten, der viel zu früh von uns gegangen ist.
Gott begnadet ,ein selbsternannter ˋ ˋKünstler´ der in den Gedärmen wühlt,Blut herumsprüht ,wenn dies Gottesgnade ist ,verstehe ich völlig die massenhaften Austritt aus der Kirche.Geld stinkt eben nicht….
es ist immer traurig wenn ein Mensch hinausgetragen wird. umso trauriger, wenn das die eigenen Speichellecker tun.
Ich mag, Mozart, Beethoven, Maler, Wagner, Brahms….
ich mag Dürer, Monet, Rembrandt, Klimt, van Bruegel … um einige Künstler zu nennen.
Bei Nitsch wird mir übel. Ich weiß, von Kunst keine Ahnung zu haben
Ja er konnte schon,aber damit ist Geldhorten nicht möglich. Je primitiver,die heutige sogenannte ˋKunst´ ist , umso mehr ist zum holen.Ich erinnere mich an einen Kärtner Künstler ich glaube Kullnig oder so ähnlich. er hat auf ein Brett gesch… und als Kunstwerk dagestellt
Sie meinen Kornelius Kolig. Das ist Grosskunst. Bei Nitsch wars nicht einmal Kleinkunst ! 😉
Die kth. Kirche bringt es verlässlich fertig, den Kakao, durch den sie gezogen wird, selber zu trinken – literweise. Was für ein peinlicher Anblick.
Wenn schon, dann wäre ein Requiem angemessen gewesen, das von Nitschs sakrilegischer Orgien-“Kunst” tatsächlich dem vorgeschriebenen Ritus folgt: keine Heiligsprechung am offenen Grab, sondern ein ordentliches “Dies irae”, das den langjährigen Sakramentalienschänder auf das vorbereitet, was ihm jetzt eine Ewigkeit lang bevorsteht, wenn die Lobreden der Adabeis längst vergessen sind.
Darf man anmerken, dass andere Künstler nicht so geehrt werden:
Jener Mühlviertler, der die attraktiven Statuen “Wächter der Zeit” schuf, wird von der Politik verfolgt, weil er sich gegen die Coronamaßnahmen äußerte – allerdings mit viel weniger schockierenden Mitteln als Hr. Nitsch…
alles hat ein ende nur die wurst hat zwei.