Der Immobilien- und Handelskonzern Signa von Investor René Benko stürzt immer weiter in die Krise – jetzt stehen die nächsten Baustellen still. Wie örtliche Medien berichten, ordnete Signa einen Baustopp an der Alten Akademie in München an. Der Stopp gelte “bis auf Weiteres”. Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter (65, SPD) hat nun sofort “sämtliche Signa-Planungen in der Stadt auf Eis” gelegt.

Und das sind einige: Das neben der Alten Akademie größte Signa-Projekt in München ist laut “Süddeutsche Zeitung” (Donnerstag) das ehemalige Hertie-/Karstadt-Kaufhaus am Hauptbahnhof. Es besteht zum einen aus dem denkmalgeschützten Altbau, dessen Zukunft nach der Schließung des Warenhauses, das ebenfalls zum Signa-Konzern gehört, unklar sei.

Anstelle des dahinterliegenden Areals entlang der Schützenstraße mit dem alten Galeria Karstadt Kaufhof, der abgerissen werden soll, habe Signa mit dem Architekturbüro David Chipperfield einen Büro- und Geschäftskomplex mit dem Projektnamen “Corbinian” geplant. Dafür sei der Genehmigungsprozess mit der Stadt gelaufen – und sei nun vorerst auf Stopp gestellt.

Dasselbe gilt laut den Münchner Zeitungen zufolge auch für den geplanten Neubau anstelle des ehemaligen Kaut-Bullinger-Stammhauses an der Rosenstraße und für das Galeria-Kaufhaus am Rotkreuzplatz, auch die Immobilie gehöre Signa. Diese beiden Projekte seien aber auch schon vor Monaten zum Verkauf ausgeschrieben gewesen. Weiters zum Signa-Bestand in München gehört das Kaufhaus Oberpollinger in der Innenstadt und laut “Abendzeitung” auch die Alte Börse am Karolinenplatz.

Die Hiobsbotschaft von der Alten Akademie habe die Stadt am Mittwoch via “Immobilien Zeitung” erreicht. Die Reaktion des Münchner Oberbürgermeisters auf den Baustopp ist scharf: “Ich habe das Planungsreferat gebeten, sofort alle Anträge der Signa-Gruppe auf Eis zu legen, beziehungsweise keine Fakten zu schaffen, indem zum Beispiel Abbruchgenehmigungen (…) erteilt werden”, erklärte Reiter laut “Süddeutsche Zeitung”. Zudem werde sich das Planungsreferat “schnellstmöglich” mit Signa zusammensetzen und “die Planungen der Münchner Projekte besprechen”.

Münchens Rathaus-Chef: Benko-Profit vor Wohl der Mitarbeiter

Oberbürgermeister Reiter äußerte sich sehr kritisch zum Geschäftsgebaren des Tirolers Benko, der außer Filetgrundstücken in vielen deutschen Städten auch die Galeria-Karstadt-Kaufhof-Warenhäuser übernommen hatte. Inzwischen legte der Galeria-Konzern zwei Insolvenzen hin: “Ganz grundsätzlich ist es natürlich äußerst bitter, wenn ein Investor gleich mehrere Immobilien an Stadtbild prägenden Stellen in München besitzt und diese Firma dann erheblich unter Druck gerät”, so Reiter. “Ich denke an die vielen Mitarbeitenden in München und deutschlandweit, die in den Warenhäusern jetzt erneut um ihren Arbeitsplatz bangen.”

“Wir haben es leider in München erleben müssen, dass der Profit für Herrn Benko ganz klar vor der Verantwortung für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steht”, setzte Reiter nach. Leider füge dieses Verhalten der ganzen Branche großen Schaden zu, denn es gebe sie auch, die verantwortungsvollen Vermieter und Investoren. “Was ich auf keinen Fall sehen möchte, ist, dass die Immobilien der Signa, die in exponierten Lagen in unserer Stadt situiert sind, womöglich auf unbestimmte Zeit leer stehen und verwahrlosen. Das wäre sozusagen das Worstcase-Szenario.”

Für die Mitarbeiter und die Immobilien der Signa-Gruppe in München hofft Reiter, dass schnell Klarheit herrscht, wie es nun weitergeht. Und dass, falls die Immobilien verkauft werden, sich “vernünftige Investoren finden, die das Thema nachhaltige und verantwortungsvolle Stadtentwicklung als ihre Hauptaufgabe sehen und mindestens so wichtig erachten, wie den schnellen Gewinn”.

Bei anderen großen Bauprojekten in Deutschland, etwa dem “Elbtower” in Hamburg oder dem Kaufhaus am Hermannplatz in Berlin, war es schon in den vergangenen Wochen zu Bau- und Planungsstopps gekommen.