
Bernhard Krumpel: Das Ende der Spende
In der Causa PRIKRAF hat die Richterin mit dem nicht rechtskräftigen Urteil eine jahrelange Diskussion faktisch beendet. Durch ihre Auslegung gehören Spenden an Parteien bald der Geschichte an. Dabei ist es unerheblich, ob das Urteil hält oder nicht. Jedenfalls hat es höhere Auswirkungen auf die Oppositions- statt auf die Regierungsparteien.
Wir erinnern uns: Die Richterin hat einen politischen Initiativantrag einer damals in Opposition befindlichen Partei als Bestechlichkeit gewertet. Denn sie hat diesen mit vorausgegangenen Parteispenden in Höhe von einigen tausend Euro verbunden, was allerdings von den Betroffenen bestritten wird. Das Urteil hat jedenfalls das Potential, eine jahrelange Diskussion zu beenden und die Parteienfinanzierung auf einer rein staatlichen Basis einzufrieren.
Denn die ausgesandte Botschaft haben spendenwillige Unternehmen und Unternehmer verstanden: „Auch wenn die Faktenlage nicht ganz klar ist, läufst Du in Gefahr zumindest erstinstanzlich verurteilt zu werden“. Dabei ist es völlig irrelevant, ob das Urteil die Berufungen übersteht. Kein mit Vernunft beschlagener Unternehmer wird sich in Zukunft der Gefahr aussetzen, durch eine Spende nur annähernd in den Geruch zu kommen, Politik beeinflussen zu wollen. Das wird auch Privatspenden von Unternehmern betreffen, da diese ebenfalls auf mögliche Unternehmensvorteile gespiegelt werden könnten.
Das bedeutet, jeder Compliance-Manager in einem Unternehmen wird für den Standort Österreich Parteispenden in jedweder Höhe aus den Unternehmensrichtlinien streichen. Wenn er es nicht schon am Tag der Urteilsverkündung gemacht hat.
Diesmal Opposition im Fokus?
Interessant ist, wie das Urteil in der Politik aufgenommen wird. Während schon bisher Regierungsparteien traditionell unter Beobachtung der Opposition waren, wendet sich in diesem Fall das Blatt. Denn jede Partei hat ihre Spender. Durch das Urteil ist klar, dass es nichts nutzt, diese transparent anzuführen, wenn sich die Zahlung möglicherweise mit einer politischen Handlung, Beispiel Initiativantrag, verbinden lässt. Das Argument man sei in Opposition und könne demzufolge nichts mitgestalten, gilt nicht mehr. Es würde mich daher nicht wundern, wenn die politischen Aktivitäten der Oppositionsparteien gerade in Beziehung zu den Spendenlisten vergangener Jahre gesetzt werden.
Eigenständige Unterstützungskomitees werden an Bedeutung gewinnen
Das Urteil wird jedoch eine Tendenz verstärken. Privat organisierte Unterstützungskomitees für Parteien werden an Bedeutung gewinnen. Diese dürfen allerdings keinerlei finanziellen Bezug zu Parteien oder Kandidaten aufweisen. Privatinitiativen wie organisierte „Wahlkampfparties“, politische Diskussionen oder für die Allgemeinheit organisierte Aktivitäten können so im Wahlkampf an Bedeutung gewinnen. Gewinner sind Parteien, für die Menschen bereit sind, sich außerhalb der Parteistruktur privat zu engagieren. Wie man diese politisch engagierten „Satelliten“, die dann organisatorisch nahezu unabhängig um die Partei kreisen, am besten ideell unterstützt, damit werden sich wohl Parteistrategen und politische Kommunikationsprofis beschäftigen müssen – sofern derartige aktive aber freie Bewegungen überhaupt gewünscht sind.
Höhe der Parteiförderung unter Kritik
Die Höhe der öffentlichen Parteiförderung steht sowieso schon lange unter Kritik. Denn diese gehört zu den üppigsten in Europa. Durch die geltende Valorisierungsklausel ist diese inflationsangepasst. Dadurch haben Parteien ein abgesichertes Auskommen und können dementsprechend kalkulieren. Die APA hat einst die Parteiförderung von 1976 mit dem Jahr 2018 verglichen. Das Ergebnis: 1976 wurden 4,6 Millionen Euroüberwiesen. Inflationsangepasst wären es 2018 rund 14 Millionen Euro gewesen. Tatsächlich waren es im Jahr 2018 mehr als doppelt so viel, nämlich 29,9 Millionen Euro. Natürlich muss man berücksichtigen, dass sich das politische Spektrum geändert hat, heute gibt es mehr Parteien mit Klubstatus. Dennoch ist die Steigerung exorbitant.
Ewige Diskussion Parteienfinanzierungen
Das Forum Informationsfreiheit versucht auf https://www.parteispenden.at/ die verschiedenen Geldflüsse umfassend zu dokumentieren. Da diese derzeit nur zeitversetzt recherchierbar sind, hinkt natürlich die Datenlage den aktuellen Zahlen nach. Das soll aber – wenn es nach der äußerst engagierten Rechnungshofpräsidentin Margit Kraker geht – geändert werden. Am besten dokumentiert ist derzeit das Jahr 2015. Damals flossen rund 200 Millionen Euro an öffentlichen Geldern von Bund, Ländern, Gemeinden sowie Städten an Parteien, Klubs und Akademien. Übrigens: Die Plattform parteispenden.at ist selbst auf Spenden angewiesen. Diese sind allerdings garantiert erlaubt.
Er zählt in Österreich zu den besten Kommunikationsexperten. Die Rede ist vom PR-Profi und Politik-Insider Bernhard Krumpel (49). Sein Motto: „Always stay focused“. Klaren Fokus benötigte er unter anderem bei seinen komplexen Jobs für Politiker, Ministerien und Konzerne. Neben seiner Beratungstätigkeit gibt der Wirtschaftssoziologe gerne sein Wissen an Studenten weiter. Er ist Verfasser von Fachartikeln, wie etwa zur Aktionärsrechte-Richtlinie und deren Auswirkung auf die Unternehmenskommunikation, sowie Mitherausgeber von drei Buchbänden mit dem Titel „Spezialgebiete der PR“.
Kommentare
Spenden sind ein Freiheitsrecht jedes Bürgers, politische Gruppen, welche seine Ansichten unterstützen, zu fördern, jegliche Beschränkung ist abzulehnen und undemokratisch.
Die staatliche Parteienförderung ist die wahre Korruption und gehört verboten.
man kann von Strache halten was man will – aber dieses Urteil ist doch ein reiner Witz, signalisiert absolute Willkür. Praktisch keine belastenden Zeugen, eine für den Bestechlichkeitszweck ausgesprochen niedrige Spende (an die Partei, nicht die Person), die Partei noch dazu in Opposition – was soll das eigentlich? Freie Beweiswürdigung ist ja schön und gut, aber kann eigentlich jeder verurteilt werden, unabhängig von den Fakten, weil die Richterin die auf ihre eigene Art würdigt? Wozu hier überhaupt tagelang prozessiert wurde scheint ein Rätsel. Im Zweifel jedenfalls mal gegen den Angeklagten, wie es scheint….
Wenn dieses Urteil in allen Instanzen halten sollte, dann wird es aber auch für die Regierungsparteien kritisch, da auch auf diese ähnliche Verfahren zu kommen. Komisch ist, dass das bei einem Herrn Chorherr alles viel länger dauert und Frau Glock wird sich auch noch herablassen müssen.
Nicht nur Spenden sind Korruption, sondern auch die Sprechtage der Mandatare.
Demokratie also nur ohne Beteiligung der Wähler. Das kann nicht halten.
Ein Gedanke dazu. Politische Parteien hier in Österreich als repräsentative Demokratie sind das Herz unserer Demokratie, daher sind all die kritischen Ausführungen, Parteienfianzierungen sind zu hoch, man müsste sie abschaffen, für mich als Österreicher mit schwedischem Migrationshintergrund absolut unverständlich, denn in Wirklichkeit scheint hier in Österreich die Demokratie nicht viel wert zu sein, im Bedarfsfall greift man auf Wahlkarten zurück, wenn einem das Wahlergebnis nicht zusagt. Tatsächlich müsste der Zugang zur Parteigründung sowie das sich fianzieren über Steuergeld viel großzügiger vonstatten gehen sowie Elemente von direkter Demokratie eingeführt werden, beispielsweise sollte zumindest 10% der Abgeordneten zu gesetzesgebenden Körperschaften mittels Direktwahl in den Wahlkreisen erfolgen wie in Großbritannien, das wäre im Übrigen sehr lustig, wenn die Abgeordenten einmal beim normalen Wahlvok vorsprechen müssten, ich beispielsweise hätte da schon sehr viele Fragen.